«Legalität macht Qualität von Graffitis besser»
BERN. Eine Graffiti- Liebhaberin hat für eine Sammlung alle Buchstaben des Abc in Graffiti- Form gesucht und fotografiert. Sie möchte, dass es mehr legale Wände für die Spayer gibt.
«Seit den 1980er-Jahren faszinieren mich Graffitis und die StreetartSzene. Die Farbigkeit und das Handgemachte sind aussergewöhnlich.» Die Berner Journalistin Tina Uhlmann (50) ist seit Jahren unterwegs, um alle Buchstaben von A-Z in Graffiti-Schrift in der Stadt Bern zu entdecken. Die speziellsten erscheinen nun im «Graffiti-Abc» des Berner Verlags Sageundschreibe. Es ist eine bunte Postkartensammlung geworden: 26 verschiedene Buchstaben, 26 verschiedene Stile, 26 verschiedene Geschichten.
Die Idee sei gewesen, die Vielfalt der Graffitis zu zeigen. «Graffiti ist eine Kunstform», sagt sie. Künstler hätten ein Interesse, den öffentlichen Raum mitzugestalten. Der Illegalität von Graffitis sei sie sich durchaus bewusst. Ihrer Meinung nach sollte hier aber ein Umdenken stattfinden: «Es müssten eindeutig mehr legale Orte zum Sprayen geschaffen werden. Graffitis haben ihre Daseinsberechtigung in der Gesellschaft.»
Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause sagte auf Anfrage, dass es genügend Flächen für legales Sprayen gebe. Und: «Viele Sprayer wollen nicht mit uns kooperieren.»
Graffiti-Forscherin Uhlmann hat festgestellt: «In gewissen Ländern, etwa in Südamerika, werden Graffitis aktiv gefördert. Durch die Legalität und die höhere gesellschaftliche Akzeptanz wird die
Qualität automatisch besser.»