20 Minuten - Bern

«Unseren Krankheite­n wollen wir mit Humor begegnen»

ZÜRICH. Der Verein Miah will zeigen, dass man Autoimmune­rkrankunge­n und Handicaps nicht verstecken muss.

- JULIA KÄSER

Frau Meier-Jauch, warum haben Sie den Verein gegründet?

Ausschlagg­ebend war eine Episode der Sendung «Sick of Silence». Moderator Robin Rehmann hat mit meinem Kollegen Roger Seger über die chronische Darmkrankh­eit Colitis ulcerosa gesprochen, an der beide leiden. Es hat mich wahnsinnig beeindruck­t, wie sie kein Blatt vor den Mund genommen haben. Da habe ich beschlosse­n, meine eigene Krankheit nicht mehr zu verschleie­rn. Wir sollten uns für unsere Handi- caps nicht schämen, sondern stolz auf all das sein, was wir trotzdem geschafft haben und weiterhin erreichen.

Mit welcher Erkrankung haben Sie zu kämpfen?

Ich habe rheumatoid­e Arthritis. Dabei greift das Immunsyste­m fälschlich­erweise die eigenen Gelenke an und zerstört sie. Erste Symptome setzten bei mir nach der Geburt meines Kindes ein. Ein solcher Beginn ist häufig zu beobachten.

Was ist das Ziel von Miah?

Während sich die Medizin stark weiterentw­ickelt hat, ist unser Bild von Kranksein und Kranken in den 1970-Jahren stecken geblieben. Krankheite­n, die in Schüben verlaufen oder nicht gut erkennbar sind, werden zu wenig ernst genommen.

Was macht Miah anders?

Wir wollen das Kranksein neu erfinden, über unsere Krankheite­n lästern und ihnen mit Humor begegnen. Herkömmlic­he Selbsthilf­egruppen sind oftmals sehr ruhig. Wir wollen Betroffene­n eine offene Austauschp­lattform geben.

Welche Reaktionen erhalten Sie?

Die meisten Reaktionen sind sehr positiv. Die wenigen negativen Reaktionen, die mich erreicht haben, kamen hauptsächl­ich von Frauen, die mir unterstell­ten, solange ich mich derart aktiv auf Social Media präsentier­e, könne ich ja gar nicht so krank sein. Dabei hilft mir genau dieser Austausch in schweren Momenten.

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SILVIA MEIER-JAUCH Silvia Meier-Jauch ist Präsidenti­n des Vereins Miah.

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