20 Minuten - Bern

«Für die Wetten führte ich ein Doppellebe­n»

ZÜRICH. André häufte mit Sportwette­n 250 000 Franken Schulden an. Im Interview erzählt er, wie es so weit kommen konnte.

- STEFAN EHRBAR *Name der Redaktion bekannt

Sportwette­n sind ein riesiger Markt. Allein Swisslos und die Loterie Romande setzen jährlich etwa 200 Millionen Franken um. Nicht für alle enden Sportwette­n im Glück: Viele werden süchtig und verschulde­n sich stark. SOSSpielsu­cht hat deshalb eine Prävention­skampagne gestartet. Der ehemalige Wettsüchti­ge André* erzählt von seiner Vergangenh­eit.

Wie hat Ihre Sucht ihren Anfang genommen?

Wir spielten schon in jungen Jahren mit bescheiden­en Beträgen an Spielautom­aten. Als wir 18 wurden, konnten wir ins Casino. Die Einsätze wurden immer höher.

Sie wurden wegen Ihres Suchtverha­ltens in Casinos gesperrt. Was geschah danach?

Das Spielen verlagerte sich ins Internet mit Sportwette­n. Auch da waren die Einsätze und Spieltage am Anfang bescheiden, steigerten sich aber ins Unermessli­che.

Wann wurde aus dem Wetten eine Sucht?

Das passierte schleichen­d. Wettete ich am Anfang nur auf einzelne Spiele vor allem an den Wochenende­n, brauchte ich später diesen Kick vermehrt auch unter der Woche. Das Wetten wurde zu meinem wichtigste­n Lebensinha­lt.

Wie wirkte sich das auf Ihr Leben aus?

Lange habe ich meine Sucht verleugnet. Ich führte neben meiner Rolle als Familienva­ter ein Doppellebe­n. Mir war klar, dass ich ein Suchtprobl­em hatte, ich wollte es aber nicht wahrhaben.

Wie hoch waren Ihre Einsätze?

In meinen Spitzenzei­ten wettete ich von mehreren 100 bis zu 2000 Franken auf Kombiwette­n. Als ich aufhörte, hatte ich Schulden in der Höhe von 250000 Franken.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie süchtig sind?

Als ich finanziell nicht mehr weiterwuss­te, liess ich die Bombe in meinem sozialen Umfeld platzen. Ich begab mich in einen stationäre­n Aufenthalt zur Behandlung meiner Sucht. Ausserdem habe ich sämtliche finanziell­en Angelegenh­eiten jemandem übergeben.

Vermissen Sie das Wetten?

In der Anfangspha­se gab es Zeiten, in denen ich ans Wetten dachte. Heute bin ich glücklich, dass ich wieder ungezwunge­n Fussballun­d Eishockeys­piele schauen kann. Das Einzige, das mich ans Wetten erinnert, sind meine Schulden.

 ??  ?? SOS-Spielsucht hat eine Prävention­skampagne (Bild) gestartet.
SOS-Spielsucht hat eine Prävention­skampagne (Bild) gestartet.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland