Yoga-Lehrerin: «Abhängigkeit macht blind»
Frau Eichenberger, Sie haben beim Guru studiert, der im Zentrum des Missbrauchsskandals steht. Was haben Sie gefühlt, als Sie von den sexuellen Übergriffen erfahren haben?
Ich war traurig und schockiert, aber nicht komplett überrascht. In Form von Gerüchten hatten sich die Übergriffe auf Ko Phangan bereits seit längerem herumgesprochen.
Achtsamkeit ist eines der höchsten Gebote im Yoga, wie kann so etwas passieren?
Ich gehe davon aus, dass es sich bei Swamis Opfern vorwiegend um wenig selbstsichere Frauen handelt, die im schlimmsten Fall bereits Missbrauch erleben mussten. Wahrscheinlich sind es Frauen, die Mühe damit haben, Grenzen zu setzen.
Hatte der besagte Guru so viel Macht, dass sich niemand gegen ihn wehrte?
Swami war immer der Meinung, er helfe den Frauen mit seinem Verhalten. Damit war ich nie einverstanden. Er hat eine wahnsinnige Aura und Überzeugungskraft. Somit strahlt er eine immense Sicherheit aus. Die Frauen werden sich in ihrer Hoffnung dem Guru komplett hingegeben haben: Abhängigkeit macht blind.
Könnte so etwas auch in schweizerischen YogaKreisen geschehen?
Je grösser das Machtgefälle ist, desto grösser ist die Gefahr, dass so etwas passiert. Ein Guru ist besonders mächtig. In meinem Umfeld in der Schweiz war ich nie mit solchen Übergriffen konfrontiert.