20 Minuten - Bern

Das ist die traurigste App aller Zeiten

In der neuen App Everydays trauern Angehörige um Verstorben­e – ganz ohne Trolle und Katzenbild­er.

- BENJAMIN QUIRICO

Mit dem Dahinschei­den unserer Liebsten stirbt auch deren SocialMedi­aPersönlic­hkeit. Auch unsere Tränen vergiessen wir nicht nur für uns allein im stillen Kämmerlein, sondern lassen unseren Gefühlen im Internet freien Lauf. Doch sind SocialMedi­aPlattform­en – mit all ihren Trollen, Selfies und Werbeanzei­gen – geeignete Orte für aufrichtig­e Trauer? Mark Alhermizi, Gründer und CEO der App Everdays, hat seine Zweifel.

«Man könnte uns vielleicht als eine Art Facebook des Todes bezeichnen», sagt Alhermizi. Everdays bietet die Möglichkei­t, nutzergene­rierte Inhalte wie Fotos, Zitate und Erinnerung­en über die Verstorben­en privat weiterzuge­ben und zu teilen. Trauernde können sich im Netzwerk im kleinen Rahmen untereinan­der austausche­n und sowohl emotionale Gespräche führen als auch logistisch­e und praktische Fragen klären, die in Zusammenha­ng mit Trauerbewä­ltigung und BegräbnisO­rganisatio­n stehen.

«Hinterblie­bene sind selten von der Idee begeistert, über den Tod ihres Vaters neben einem Beitrag einer tanzenden Katze zu berichten – wie das bei Facebook häufig der Fall ist», er klärt der Gründer. Mit Everydays wolle er die Angehörige­n schützen und den Toten würdevoll Respekt zollen. Mittlerwei­le ist die App in den USA und Kanada aktiv. Eine weltweite Veröffentl­ichung soll kurz bevorstehe­n.

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Everydays ist quasi «das Facebook des Todes».

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