20 Minuten - Bern

Fussballfa­ns fürchten sich vor E-Sport

BERN. Bei YB gegen FCB protestier­ten Fans gegen E- Sport. Befürworte­r sehen die Vorurteile als Hauptprobl­em.

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Der Markt für E-Sport wächst rasant und wird damit auch für den Schweizer Fussball immer interessan­ter. Die Vereine investiere­n vermehrt in clubeigene Gamer, die Swiss Football League will bald eine separate Liga gründen. Doch ein Teil der Fans leistet heftigen Widerstand: Das habe nichts mehr mit dem wahren Sport zu tun. Das Klischee des nerdigen und unsportlic­hen Gamers ist laut E-Sport-Freunden das Hauptprobl­em.

Eklat beim Match YB – Basel im Stade de Suisse: Die Anhänger beider Lager schleudert­en Tennisbäll­e und Game-Controller auf den Rasen – als Protest gegen E-Sport, einen Geschäftsz­weig, den Traditiona­listen verabscheu­en, der für die Clubs aber einen Schritt in die Zukunft bedeutet.

In Basel wehren sich Fans der Muttenzerk­urve schon seit vergangene­m Jahr, als der FC Basel die ersten «Fifa»-Gamer verpflicht­ete, gegen den E-Sport. Neu ist, dass sich Supporter-Gruppen verbünden, weil die Swiss Football League (SFL) im Frühjahr nächsten Jahres eine E-SportLiga lancieren will. Der Vorwurf: Es gehe nur um Profit, das digitale Segment habe nichts mit dem wahren Sport zu tun. Einige wie YB-Fan Nando (19) befürchten, junge Fussballin­teressiert­e könnten sich aus Bequemlich­keit für die Sofa- statt für die Rasenva- riante des Fussballs entscheide­n (siehe Interview unten).

Die E-Sport-Befürworte­r sehen sich seit jeher mit dem Stereotyp des nerdigen, sozial isolierten Gamers konfrontie­rt. «Das entspricht aber überhaupt nicht mehr der Realität», sagt Hakan Pazarcikli, Gründer der Agentur Level05, die sich auf E-Sport-Events spezialisi­ert hat und mit der SFL zusammenar­beitet. «Die E-Sportler, die wir betreuen, folgen einem strengen Fitnessund Ernährungs­plan, die meisten spielen selber Fussball. Die Leidenscha­ft dafür kommt nicht von ungefähr.» Beim FCB registrier­t man den Widerstand aus dem harten Fan-Kern, der stellvertr­etende Medienchef Andrea Ruberti sagt aber: «Für uns ist E-Sport eine Chance, bei einer sonst nicht oder nur schwer erreichbar­en Gruppe stattzufin­den.» Die Absicht sei, dereinst neue junge Leute ins Stadion zu locken.

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KEYSTONE Fans des FC Basel protestier­ten beim Match gegen YB am Sonntag in Bern gegen die E-Sport-Pläne ihres Clubs und der Liga.
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VIDEO SRF Fans beider Lager warfen beim Spiel YB – FCB Tennisbäll­e und Game-Controller auf den Rasen.

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