«Es ist wenig verlockend, in Mitholz auf einem Pulverfass zu sitzen»
MITHOLZ. Der Bund will wegen der verschütteten Explosivstoffe keine Sofortmassnahmen ergreifen. Das macht den Einwohnern Angst.
Gemeindepräsident «Einerseits wird den Leuten das erhöhte Risiko aufgezeigt, andererseits präsentiert man ihnen aber keine sofortigen Lösungen», sagt Roman Lanz, Gemeindepräsident von Kandergrund, zu 20 Minuten. «Die Bürger haben den Eindruck, der Bund unternehme nicht alles, um die Gefahr endgültig zu bannen.» Als das VBS gestern vor Ort über die nun vollständige Risikoanalyse informierte (20 Minuten berichtete), gab es denn auch kritische Voten. «Mich stört das Wort Risikominimierung», sagte ein Dorfbewohner in der vollen Turnhal le. Der Bund müsse alle noch verschüttete Munition bergen.
Auch Lanz gibt sich mit der Risikominderung und dem versprochenen Frühwarnsystem nicht zufrieden. Einige junge Paare im Dorf seien kürzlich Eltern geworden. «Wir wollen unseren Einwohnern eine langfristige Perspektive bie ten», sagt er. Für die Unternehmen und die Ferienregion Kandertal sei es ebenfalls «wenig verlockend, auf einem Pulverfass zu sitzen». Der Schweizer Tourismus könne es sich nicht erlauben, dass «Bilder wie nach der Explosion 1947 um die Welt gehen», warnt Lanz. Eine ältere Frau aus Kandergrund sagte: «Wie sollen wir mit der Angst und Unsicherheit leben?»
Das VBS will bis Mitte 2020 weitere Erkenntnisse zur Munition sammeln. Doch die Gemeinde fordere vom VBS, dass bis Ende November ein Zeitplan fürs weitere Vorgehen bestehe, sagt Lanz.