Wer Schritte zählt, soll weniger Prämien zahlen
ZÜRICH. Versicherte, die ihre Aktivitäten dokumentieren, sollen mit tieferen Kosten belohnt werden. Unfair und nicht umsetzbar, sagen Kritiker.
KONTROVERS Die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel will Menschen mit tieferen Prämien belohnen, die Massnahmen zur Erhaltung der eigenen Gesundheit treffen – etwa durch Aufzeichnung ihrer Schritte mit einer Smartphone-App. Das fordert sie in einem Vorstoss. «Bisher legt das Gesundheitswesen den Fokus zu stark auf das Kurieren von Krankheiten.» Versicherungstechnisch fehle der Anreiz, sich gesund zu verhalten. Die Lösung liege nahe: Wer ein Smartphone besitze, habe auch eine Gesundheits-App installiert. Mit einem elektronischen Patientendossier würden solche «Gesundheitsdaten» festgehalten. Wenig von der Idee hält BDP-Nationalrat Lorenz Hess. Das elektronische Patientendossier sei aus Datenschutzgründen problematisch. Auch die Umsetzung sei schwierig: «Die Aussagekraft der Schrittzähler ist fraglich», sagt er. «Wie kontrolliert man, wer die Schritte wirklich gemacht hat? Wo setzt man die Limite?» Krankenkassen haben hingegen erste Erfah- rungen mit solchen Modellen gesammelt. So bietet die Helsana ihren Versicherten per Bonusprogramm an, mit einer App Punkte zu sammeln, wenn sie Gesundheitsdaten teilen. Sie erhalten so bis zu 75 Franken jährlich rückerstattet – auch in der Grundversicherung. Bei der CSS gehört die Schrittentschädigung zu einem Angebot der Zusatzversicherung.