Sex mit Kind – Täter darf als Polizist arbeiten
ZÜRICH. Ein Polizist wurde wegen Sex mit einem Kind verurteilt. Zehn Jahre später arbeitet er wieder bei der Polizei. Zu Recht?
Weil er mit einem Mädchen unter 16 Jahren Sex gehabt hatte, wurde ein Polizist vor zehn Jahren verurteilt und entlassen. Nun arbeitet er in einem anderen Kanton wieder als Polizist. Weil die Tat im Strafregister gelöscht wurde, ist der neue Arbeitgeber möglicherweise ahnungslos. Politiker kritisieren das scharf: «Bei Sexualdelikten gilt Nulltoleranz», sagt Natalie Rickli.
15 Monate Gefängnis bedingt, zwei Jahre Probezeit: Diese Strafe bekam ein Polizist für sexuelle Handlungen mit einem Kind. Er hatte einvernehmlich Sex mit einer unter 16-Jährigen, die zu diesem Zeitpunkt etwa halb so alt war wie er. Er wurde aus dem Polizeikorps entlassen. Das war vor rund zehn Jahren. Heute arbeitet der Mann in einem anderen Deutschschweizer Kanton wieder als Polizist. Denn die Probezeit ist abgelaufen und die Strafe nicht mehr im Strafregisterauszug ersichtlich. Die Identität und der neue Arbeitsort des Polizisten sind 20 Minuten bekannt, dürfen aber aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden.
Laut Rechtsprofessor Roger Rudolph von der Uni Zürich sind die Anstellungen für Polizisten kantonal und teilweise sogar kommunal geregelt. Generell gelte: «Das Einholen eines Strafregisterauszugs ist die Regel.» Insofern sei bei der Einstellung wohl alles rechtens abgelaufen. «Es kann nicht sein, dass ein Sexualstraftäter wieder bei der Polizei arbeiten kann», findet SVP-Nationalrätin Natalie Rickli. Es stelle sich die Frage, ob die Polizei nach früheren Delikten gefragt und ob der Betreffende entsprechend informiert habe. Denn es gehe um die öffentliche Sicherheit: «Als Polizist ist man für den Schutz der Bürger da.» Für die Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan ist dagegen klar: «Grundsätzlich hat jeder eine zweite Chance verdient.» Ein solcher Einzelfall sei schwierig zu beurteilen, sagt sie: «Man muss immer differenzieren.» Es
sei aber wichtig, dass der neue Arbeitgeber informiert sei und darauf achte, dass der Polizist nicht direkt mit Kindern zu tun habe.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes darf 20 Minuten den aktuellen Arbeitgeber allerdings nicht kontaktieren.