20 Minuten - Bern

Glarners Komitee fährt grobes Geschütz auf

ZÜRICH. Mit dem Minarett-Verbot kämpft ein Komitee für die Selbstbest­immungsini­tiative der SVP. Das könnte ein Eigengoal sein, so ein Experte.

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Nachdem die SVP für ihre Selbstbest­immungsini­tiative (SBI) einen zurückhalt­enden Wahlkampf betrieben hat, greift SVP-Nationalra­t Andreas Glarner nun zu plakativer Werbung. Sein Egerkinger Komitee hat die gestrige und die heutige Frontseite von 20 Minuten gekauft. Es wirbt unter anderem mit dem Minarett-Verbot, das durch «türkische Richter» ausgehebel­t werden könne, für ein Ja. Er wolle Unentschlo­ssene erreichen, so Glarner. «Viele haben mich gedrängt, endlich Gas zu geben.» Es sei «erstaunlic­h viel Geld zusammenge­kommen». Werbung auf den Seiten 1 und 2 kostet bei 20 Minuten in der Deutschsch­weiz ohne Rabatte 164500 Franken. Mit der SVP sind die Plakate laut der Partei nicht abgesproch­en.

Der Politologe Michael Hermann sagt, die Inserate zielten auf Ängste und Emotionen. «Die Alarmglock­en zu läuten, kann Leute an die Urne bringen» – gerade wenn eine Initiative abstrakte Fragen behandle. Man wolle an den Erfolg der Minarett-Initiative anknüpfen: «Ziel ist, ein Thema bedrohlich zu machen, indem man immer wieder darüber spricht.» Stimmbürge­r liessen sich aber nicht grenzenlos einlullen, und: «Die Mobilisier­ung bei Rechten ist bereits relativ gut. Die Inserate könnten die Gegenseite alarmieren.» Gerade 20 Minuten mit seiner Reichweite habe eine grosse Verantwort­ung: «Verlage könnten früher eingreifen, indem sie faktisch richtige Argumente verlangen, wenn sie politische Inserate abdrucken.» So wurde in sozialen Medien die Aussage des Inserats kritisiert, dass türkische Richter das Minarett-Verbot aufheben könnten. Von 47 Mitglieder­n am Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte ist nur eine Türkin, die bei Schweizer Fällen nie alleine entscheide­t (siehe unten).

«Ich möchte die Unentschlo­ssenen erreichen. Viele haben mich gedrängt, endlich Gas zu geben. Es ist erstaunlic­h viel Geld zusammenge­kommen.» Andreas Glarner

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Der gestrige Umschlag von 20 Minuten.

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