Wurden in China die ersten Designer-Babys geboren?
SHENZHEN. In China sollen erstmals genmanipulierte Babys geboren sein. Der Aufschrei ist gross.
Der chinesische Forscher He Jiankui behauptet, vor wenigen Wochen seien chinesische Zwillingsmädchen auf die Welt gekommen, deren Erbgut er im frühen Embryonalstadium mit dem neuen Gentechnik-Verfahren Crispr/Cas9 verändert haben soll. Das Ziel sei gewesen, die Kinder resistent gegen das HIVirus zu machen.
Eine wissenschaftliche Veröffentlichung zum Erfolg von Hes Genmanipulation an den Kindern gibt es noch nicht. «Wenn das wahr ist, ist das ein unverantwortlicher Gebrauch der Genomeditierungs-Technologie», sagt Martin Jinek von der Universität Zürich, der massgeblich an der Entwicklung des Crispr/Cas9-Verfahrens beteiligt war. Obwohl es eine technisch ausgereifte Technik sei, gebe es noch Be- denken über die Langzeiteffekte bei menschlichen Patienten, so Jinek weiter.
«Das ist ein Experiment mit hohem Risiko, besonders für das Wohl dieser Kinder, bei gleichzeitig fragwürdigem Nutzen», meint Nikola Biller-Andorno, Leiterin des Instituts für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte der Uni Zürich.
Die Gesundheitsfolgen sind indes nicht abzusehen. Dem Schutz vor HIV durch das manipulierte Gen steht womöglich ein erhöhtes Risiko für andere Viruserkrankungen gegenüber. Die Wissenschaftsgemeinschaft hat sich selbst ein Moratorium auferlegt, um zuerst die Risiken des Eingriffs in die menschliche Keimbahn besser zu erforschen.