Dauer-Gottesdienst, damit Familie nicht deportiert wird
DEN HAAG. Mit einem Trick will die BethelKirche vermeiden, dass eine Flüchtlingsfamilie abgeschoben wird.
Vor einem Monat hat in einer Kirche in Den Haag ein Gottesdienst-Marathon begonnen. 24 Stunden pro Tag wird in der protestantischen Kirche Bethel gepredigt. Die Veranstalter wollen damit die Deportation einer Flüchtlingsfamilie verhindern, die seit dem 26. Oktober im Kirchenhaus lebt – nach niederländischem Gesetz ist es Beamten des Immigrationsdienstes nicht erlaubt, einen laufenden Gottesdienst zu stören.
Sasun und Anoushe Tamrazyan flohen 2010 mit ihren Töchtern Warduhi (19) und Hayarpi (21) und ihrem Sohn Seyraner (15) aus Armenien in die Niederlande. Vater Sasun hatte während seiner politischen Aktivität bei der Regierungsopposition in seiner Heimat Morddrohungen erhalten. In den Niederlanden beantrag- ten die Tamrazyans Asyl, vor einigen Wochen erfuhren sie, dass das zunächst gewährte Asyl von der Regierung wieder aberkannt wurde. In ihrer Verzweiflung suchten die strenggläubigen Christen Zu- flucht in der Kirche.
Rund 400 Pastoren halten nun abwechslungsweise den Gottesdienst am Laufen. Mittlerweile kommen Menschen aus dem ganzen Land, um die Aktion zu unterstützen. «Während der Nacht nehmen manchmal nur zwei Personen am Gottesdienst teil, am Sonntag kommen bis zu hundert», erzählt Theo Hettema (53), Vorsitzender des Allgemeinen Kirchenrats der evangelischen Kirche in Den Haag, zu 20 Minuten.
«Als wir damit anfingen, wussten wir, dass es ein langfristiger Gottesdienst sein würde, dass wir hier wochenlang sitzen könnten», sagt er. Doch Aufhören steht nicht auf dem Plan. «Sobald die Familie einen Fuss auf die Strasse setzt, riskiert sie, verhaftet zu werden.»