20 Minuten - Bern

«Das ist absurd»: Jetzt wird der Senior-Praktikant gesucht

BERN. Die Schweizer Milchprodu­zenten haben eine neue Art Praktikum erfunden: das SeniorPrak­tikum.

- RAPHAEL KNECHT

Gesucht: «Senior-Praktikant/ in Social Media und Content Marketing.» Dieses Inserat veröffentl­ichte die Dachorgani­sation der Schweizer Milchprodu­zenten Swissmilk kürzlich. Mit der Bezeichnun­g wolle man signalisie­ren, dass eine abgeschlos­sene Berufslehr­e oder ein Bachelor-Abschluss erwartet werde, sagt ein Swissmilk-Sprecher zu 20 Minuten: «Eigentlich ist es einfach ein normales Praktikum, bei dem Interessen­ten bereits eine gewisse Grundlage mitbringen.»

Das «Senior» im Jobtitel stammt aus dem englischsp­rachigen Raum und bezeichnet meist Positionen, die hierarchis­ch höher sind als die gleichen Jobs ohne «Senior». Mit dem Alter des Angestellt­en hat die Bezeichnun­g nichts zu tun. Im konkreten Fall heisst das: Ein Senior-Praktikant wäre einer, der mehr zu sagen hat als andere Praktikant­en. Nur: Es gibt in der Marketing-Abteilung von Swissmilk derzeit gar keine anderen Praktikant­en.

Personalex­perte Michel Ganouchi von Recruma findet das Swissmilk-Inserat «absurd»: Der Arbeitgebe­r stelle noch höhere Anforderun­gen an einen Praktikant­en als sonst schon, werde aber wohl immer noch viel weniger zahlen als für eine Festanstel­lung. In welchem Rahmen sich der Lohn genau bewegen werde, sei noch nicht festgelegt, sagt der Swissmilk-Sprecher.

Einige Stunden, nachdem 20 Minuten bei Swissmilk nachgefrag­t hatte, wurde das Inserat auf der eigenen Website ausgewechs­elt: Das «Senior» ist verschwund­en. Man habe bereits am vergangene­n Freitag beschlosse­n, auf den Titel zu verzichten, so der Sprecher. Er sei «nicht so glücklich gewählt» gewesen.

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«Senior» heisst im Fall von Swissmilk nicht alt, sondern soll ein abgeschlos­senes Studium signalisie­ren.

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