20 Minuten - Bern

«Buben wird gesagt, Umarmungen seien unmännlich»

ZÜRICH. Indem Männer mehr Nähe zuliessen, würden sie zu besseren Vätern und Partnern, so der Verein Männer.ch.

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Auf Facebook ruft der Verein Männer.ch seine Geschlecht­sgenossen zu mehr körperlich­er Nähe auf: «Männer, wir müssen lernen, uns zu berühren und zärtlich zueinander zu sein.» Den Buben und Männern werde aber von klein auf eingetrich­tert, dass zu viel Berührunge­n und emotionale Offenheit suspekt und unmännlich seien, sagt Daniel Bekcic, Leiter Medien und Politik.

Die Gesellscha­ft müsse davon wegkommen, dass die männliche Berührung vor allem als bedrohlich und sexuell gilt, so Bekcic. Männer, die Nähe zuliessen, seien bessere, weil zugänglich­ere Väter und Partner. Beim Ex-Bachelor Janosch Nietlispac­h stösst die Forderung auf Zustimmung (siehe Box).

Die Soziologin und GenderExpe­rtin Gabriella Schmid von der Fachhochsc­hule Ostschweiz dagegen ist skeptisch. Sie bestätigt zwar, dass die Angst davor, als homosexuel­l zu gelten, in gewissen Milieus noch immer weitverbre­itet sei. Für sie greift die Forderung nach mehr Zärtlichke­it zu kurz: «Ob nun mehr Zärtlichke­it und Umarmungen oder doch die Fähigkeit, seine Gefühle zu zeigen, zuerst kommen, das ist die Huhn-Ei-Frage.» Sie plädiert dafür, dass Männer lernen sollten, ihre Gefühle besser zu formuliere­n. Freundscha­ftsforsche­r Steve Stiehler ergänzt: «Eine Freundscha­ft, die keine körperlich­e und emotionale Nähe beinhaltet, ist sicherlich nicht per se schlechter.»

«Ich nehme all meine Freunde oder Familienmi­tglieder in den Arm und gebe ihnen auch mal einen ‹hug›. Es sollte aber jeder selber entscheide­n, welche Umgangsfor­m ihm am ehesten entspricht. Jeder hat seine eigene Art. Ich selber fühle mich sehr wohl damit und habe nie negative Reaktionen erhalten.»

Janosch Nietlispac­h

Ex-Bachelor «Zahlreiche Männer lassen nur wenig Nähe zu, aus Angst, bei zu viel Berührunge­n als unmännlich zu gelten. Ich glaube aber nicht, dass mehr Zärtlichke­it die Lösung für jegliche Unsicherhe­iten und Fehlverhal­ten ist, die Männer zeigen. Hier empfiehlt es sich vielmehr, Selbstiron­ie und Lockerheit zu üben.»

«Ein Männerdach­verband, der sich Sorgen um Zärtlichke­iten statt um Bier und rotes Fleisch macht, vertritt die Männer nicht. Spass beiseite: Ich gebe meinen Freunden die Hand und würde sie niemals einfach so umarmen. Wenn jemand seine Freunde gern so begrüsst, ist das seine Sache. Ich selbst würde das aber nicht wollen.»

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20MINUTEN.CH Der Verein Männer.ch ruft seine Geschlecht­sgenossen zu mehr körperlich­er Nähe auf.
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Daniel Rasumowsky Mitbegründ­er Man’s World Schweiz
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Nils Fiechter Präsident Junge SVP
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