Versteckt sich der IS-Chef in Hajin?
HAJIN. Die Schlacht gegen die letzte IS- Hochburg tobt. Ein SDF- Kommandant gewährt 20 Minuten Einblicke in die Operation.
Die Stadt Hajin in der BadiaWüste ist die letzte Bastion der IS-Miliz in Syrien. «Die ISKämpfer, die sich nicht komplett der Ideologie des IS verschrieben haben, sind mittlerweile aus Hajin geflohen, nach Idlib im Nordwesten oder in die Türkei», sagt Welat Rooni (39) zu 20 Minuten. Der Kommandant der von den USA unterstützten Syrian Democratic Forces (SDF) ist ein hoher Verantwortlicher in der Operation gegen Hajin.
Die Extremisten hätten dank ihrer ideologischen Überzeugung eine eiserne Kampfmoral, sagt Rooni. «Sie wissen, dass das ihr Ende ist. Umso härter kämpfen sie um Hajin.»
Was die Stadt Hajin beson- ders interessant macht: Hier sollen sich neben hohen IS-Kommandanten auch noch Hunderte von Mohajerin (ausländische Kämpfer) verschanzen. «Es sind vor allem Iraker, Afghanen, Tschetschenen, Saudis und Tunesier. Aber auch Westeuropäer sind darunter», sagt Rooni.
«Die westlichen Ausländer sind ideologisch am verbissensten und kämpfen entsprechend.» Sie seien sogar entscheidend in der Schlacht um Hajin, weil sie technologisch über mehr Wissen verfügten als die lokalen IS-Leute: «Sie wissen etwa, wie man Drohnen bedient und so wichtige Koordinaten erhält.»
Die Ausländer sind auch immer wieder Anlass für Streit in den IS-Führungsreihen. «Die alte Garde, vor allem die irakischen IS-Kader, beschuldigen die anderen Ausländer, Geld und Besitztümer an sich gerissen zu haben.»
Es gebe auch Gerüchte, wonach sich IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi in der Stadt am Euphrat aufhält. «Einige behaupten, dass er verletzt und sein Bewegungsradius deswegen auf Hajin und die dahinterliegenden Orte beschränkt sei. Anderen Gerüchten zufolge hat er sich längst in die Türkei abgesetzt. Wir wissen es schlicht nicht», sagt Rooni. Er fügt an: «Wenn wir Hajin vollständig eingenommen haben, werden wir vielleicht die Antwort erhalten.»