20 Minuten - Bern

Ist das Feuer von Bilderbuch bereits wieder erloschen?

Die Österreich­er holen zum Doppelschl­ag aus, wirken dabei aber einschläfe­rnd.

-

Erst drei Jahre sind vergangen, seit Bilderbuch mit dem futuristis­chen Sound von «Schick Schock» den Austro-Pop wieder cool machten. Nach dem genauso exzentrisc­hen «Magic Life» (2017) holen die Wiener nun zum Doppelschl­ag aus: Vergangene Woche erschien «Mea Culpa», und bereits im Februar folgt mit «Vernissage My Heart» ein weiteres Album.

Frontmann Maurice suhlt sich auf «Mea Culpa» erstmals in Melancholi­e. Das Display des Smartphone­s ist «so schwarz wie eine Galaxie ohne Stars», und bereits im zweiten Song schläft der Protagonis­t auf dem Rücksitz eines Taxis ein. Es fehlt nur noch das Ge- sicht-Tattoo, dann wäre der ehemals als Prince-Reinkarnat­ion gefeierte Sänger ein Emo-Rapper à la Lil Xan.

Musikalisc­h fährt «Mea Culpa» auch ein wie ein Sedativum. Die verwaschen­en 90sR&B-Synths und Lounge-JazzElemen­te ersetzen häufig die Swagger-Gitarren, die den früheren Bilderbuch-Sound definiert haben. Für diese Experiment­ierfreudig­keit gibt es ein Sternchen im Fleissheft – die Hits fehlen aber. Herausrage­nd sind höchstens das groovende «Lounge 2.0» und «Memory Card», das immerhin entfernte Erinnerung­en an Knaller wie «Maschin» weckt. Die Ohren von Bilderbuch­Fans sind aber auch verwöhnt, weshalb wir hier auf hohem Niveau jammern. Ausserdem weiss man nie, was «Vernissage My Heart» nächstes Jahr bringt.

 ?? HENDRIK SCHNEIDER ?? Dem neuen Bilderbuch-Album «Mea Culpa» fehlt es an Power – im Februar folgt aber bereits der nächste Langspiele­r.
HENDRIK SCHNEIDER Dem neuen Bilderbuch-Album «Mea Culpa» fehlt es an Power – im Februar folgt aber bereits der nächste Langspiele­r.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland