Frauen feiern den Winterspeck
ZÜRICH. Dank der BodyPositivity- Bewegung steht bei vielen Frauen das Abnehmen nicht mehr auf der Liste von Neujahrsvorsätzen.
ZÜRICH. Das Raclette, der Braten und das Fondue chinoise haben nach den Feiertagen die Kilos in die Höhe schnellen lassen. Ein Grund dafür, jetzt ins Fitnesscenter zu stürmen und sich bis im Februar von Smoothies zu ernähren? Nein danke! Das sagen sich zunehmend Frauen, die keine Lust mehr haben, sich dem traditionellen Diätdiktat im neuen Jahr zu unterwerfen. Mit starkem Beispiel voran geht die BodyPositivityPionierin Megan Jayne Crabbe. Auf Instagram hat sie über eine Million Follower.
Die 28-jährige Anna Rosenwasser hat genug: Ab diesem Jahr gehört das Abnehmen nicht mehr zu ihren Neujahrsvorsätzen. «Dicksein und Glücklichsein, Zunehmen und Schönsein sind keine Gegensätze», schreibt die Aktivistin auf Facebook. «Es sollte uns doch einfach mal egal sein, ob wir schön sind oder nicht.»
Mit Rosenwasser kämpfen Tausende Frauen im neuen Jahr unter dem Hashtag #BodyPositivity gegen die traditionellen Diätvorsätze. Sie teilen auf Instagram etwa Posts wie diesen: «Du musst heute keine Diät beginnen.» Oder: «Lass 2019 das Jahr sein, in dem du dich findest und ak- zeptierst!» Oder: «Das neue Jahr ist absolut kein Grund für ein neues Du. Denn du bist super.» Die User werden dazu aufgerufen, im neuen Jahr nicht Kalorien zu zählen, sondern zu lächeln. Man solle nicht Kohlenhydrate aufge- ben, sondern negatives Denken. Nicht das Gewicht solle man verlieren, sondern den Selbsthass.
Die Body-Positivity-Bewegung wächst stetig. Inzwischen zeigt Instagram fast 11 Millionen Beiträge unter den Hasthtags #BodyPositivity oder #BodyPositive an.
Kolumnistin Tamara Wernli kritisiert die Bewegung: «Ursprünglich, als die Bewegung als Protest gegen den Schönheitswahn und gegen untergewichtige Models gestartet ist, habe ich sie für sinnvoll gehalten. Dann aber begannen Aktivistinnen, starkes Übergewicht in der Öffentlichkeit zu feiern und es schönzureden.» Das aber sei ungesund, sagt Wernli. Und weiter: «Für Cellulite oder Übergewicht sollte man sich nicht schämen. Dennoch ist es erstrebenswert, durch etwas Disziplin und Sport auf sich zu achten.»