«Mein Psychiater trieb mich fast in den Suizid»
WIL. Ein Psychiater aus der Ostschweiz wurde aus drei Fachgesellschaften ausgeschlossen. Trotzdem darf er noch praktizieren.
Ein Psychiater aus Wil SG soll seine Patientin E. Z.* über Jahre manipuliert und indoktriniert haben. Lange lebte Z. beschwerdefrei, arbeitete als Polizistin, wurde Mutter. Als ihr Mann 2004 an Krebs starb, wurde sie depressiv und suizidal, traumatische Kindheitserfahrungen kamen hoch. Nach einer stationären Behandlung holte sie sich beim besagten Psychiater Hilfe. Es dauerte nicht lange, bis sie sich unwohl fühlte. Z.: «Seine Manipulationen gingen so weit, dass er mir suggerierte, ich hätte meinen Mann umgebracht.» 20 Minuten liegt ein Mail vor, in dem er Z. vorwirft, sie habe in ihrem vorherigen Leben als Mann viel Leid verursacht und die zahlreichen Schicksalsschläge deshalb verdient.
Der Mann nahm Z. mit in die anthroposophische Christengemeinde, der er angehörte. Er redete ihr ein, sie habe hellseherische Fähigkeiten. Während einer Therapiestunde musste Z. ihm gar einen Nabelbruch neu verbinden und sein Sturmgewehr reinigen. «Mal lobte er mich in den Himmel, dann machte er mich klein.» So sei sie in ein Abhängigkeitsver- hältnis geraten. «Die Schuldgefühle stürzten mich in suizidale Krisen.» Nun fordert Z. zusammen mit ihrer Anwältin, dass dem Arzt die Praxiszulassung und der Titel aberkannt werden. Drei Fachgesellschaften haben ihn bereits ausgeschlossen, doch die Behörden bleiben untätig.
Laut seiner Website schreibt der Mann Gutachten, unter anderem für die IV. In mindestens einem Kanton hat er nachweislich solche ausgestellt. Ändern könnte all das die St. Galler Kantonsärztin. Diese ist bisher untätig geblieben und verweigert Auskünfte zum Fall. «Bestätigen sich die Vorwürfe, ist das desaströs», sagt SVP-Kantonsrat Mike Egger. Der Psychiater war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.