Bauen: Schweizer wollen weniger Vorschriften
ZÜRICH. Trotz Zersiedelungsinitiative: Eine Mehrheit will die Bauvorschriften lockern, um das verdichtete Bauen zu erleichtern.
In Münsingen BE wollte ein Bauherr ein Wohnhaus von vier auf fünf Stöcke erhöhen. Das Projekt scheiterte: Die Mehrheit der Einwohner sprach sich im November gegen eine Änderung des Baureglements aus. Solche Fälle sind einer Mehrheit der Stimmberechtigten ein Dorn im Auge:
Nachbefragung von Tamedia
ZÜRICH. 10162 Personen aus der ganzen Schweiz haben zwischen dem 8. und 10. Februar online an der Tamedia-Nachbefragung zur eidgenössischen Abstimmung vom Wochenende teilgenommen. Die Umfragen werden in Zusammenarbeit mit der LeeWas GmbH der Politikwissenschaftler Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen durchgeführt. Sie gewichten die Umfragedaten nach diversen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 2,2 Prozentpunkten.
Tamedia.ch/umfragen 61 Prozent sprechen sich in einer Umfrage von Tamedia dafür aus, dass einfacher in die Höhe gebaut werden kann – durch eine Lockerung der Bauvorschriften oder weniger Einspracherechte.
Für Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen, zeigt die Umfrage klar: «Trotz Ablehnung der Zersiedelungsinitiative am Sonntag ist die Bevölkerung nicht gegen eine Verdichtung der Quartiere gegen innen.» Tatsächlich seien die Bauvorschriften in vielen Kan- tonen und Gemeinden heute zu kompliziert. «Wir brauchen höhere Ausnutzungsziffern.» Ideal seien 5- bis 6-stöckige Wohnhäuser. Auch Matthias Engel, Sprecher des Baumeisterverbands, sagt: «Verdichtetes Bauen muss einfacher werden.» Um Bauverordnungen zu ändern oder Blockaden durch Einsprachen zu verhindern, müsse das Umdenken aber in den Köpfen stattfinden.
Nick Raduner, der den Widerstand gegen die Aufstockung des Hauses in Münsingen organisiert hat, sagt: «In einer Umfrage kann man sich leicht für höheres Bauen aussprechen. Wird aber die eigene Aussicht zugebaut oder liegt der eigene Balkon plötzlich wegen eines hohen Gebäudes im Schatten, wird die Meinung schnell geändert.» Darum sei es richtig, dass die Einwohner in jeder Gemeinde mitreden könnten.