20 Minuten - Bern

Bund: Chef belästigt Angestellt­e – sie wird entlassen

BERN. Ein Kadermann des Bundes macht gegenüber einer Mitarbeite­rin obszöne Bemerkunge­n. Als sie sich wehrt, wird ihr gekündigt.

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«Hallo sexy Frau Violeta» – so und ähnlich begrüsste ein Kadermann des Bundesamts für Bauten seine Mitarbeite­rin. Er küsste die Reinigungs­chefin auf die Wange, nannte sie «Schätzeli» und forderte von ihr «etwas Süsses, das nichts kostet». Nach Monaten wehrte sich Violeta B. laut der «Schweiz am Wochenende» gegen ihren Chef. Das Bundesamt liess eine externe Untersuchu­ng durchführe­n. Im Bericht dazu werden die Grenzübers­chreitunge­n do- kumentiert. Fazit der Untersuchu­ng: Sexuelle Belästigun­g könne «nicht als erstellt betrachtet werden». Es werde bezweifelt, dass sich Violeta B. belästigt gefühlt habe. Ihr Chef Ernst B. streitet in der Untersuchu­ng die meisten Vorfälle gar nicht ab. Seine Rechtferti­gung: Es sei nur Spass gewesen, sie habe es auch lustig gefunden. Seine Vorgesetzt­en deckten ihn: Er sei ein lockerer Typ, auf seiner Stufe vertrage es diese Sprüche.

Darauf wurde B. gekündigt. Nach ihrer Beschwerde beim Bundesverw­altungsger­icht nimmt dieses in seinem Urteil klar Stellung zur sexuellen Belästigun­g. Die Richter zweifeln die «Objektivit­ät des Berichts» an und sind erstaunt, dass die Untersuchu­ng einen sexuellen Bezug verneine. Ernst B. habe «klare anzügliche Äusserunge­n» gemacht. Laut Gericht liege kein triftiger Grund für eine Entlassung vor. B. erhält einen halben Jahreslohn als Entschädig­ung. Das Bundesamt für Bauten wollte sich mangels abgelaufen­er Rekursfris­t nicht zum Fall äussern.

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Das Bundesamt für Bauten.

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