Bund: Chef belästigt Angestellte – sie wird entlassen
BERN. Ein Kadermann des Bundes macht gegenüber einer Mitarbeiterin obszöne Bemerkungen. Als sie sich wehrt, wird ihr gekündigt.
«Hallo sexy Frau Violeta» – so und ähnlich begrüsste ein Kadermann des Bundesamts für Bauten seine Mitarbeiterin. Er küsste die Reinigungschefin auf die Wange, nannte sie «Schätzeli» und forderte von ihr «etwas Süsses, das nichts kostet». Nach Monaten wehrte sich Violeta B. laut der «Schweiz am Wochenende» gegen ihren Chef. Das Bundesamt liess eine externe Untersuchung durchführen. Im Bericht dazu werden die Grenzüberschreitungen do- kumentiert. Fazit der Untersuchung: Sexuelle Belästigung könne «nicht als erstellt betrachtet werden». Es werde bezweifelt, dass sich Violeta B. belästigt gefühlt habe. Ihr Chef Ernst B. streitet in der Untersuchung die meisten Vorfälle gar nicht ab. Seine Rechtfertigung: Es sei nur Spass gewesen, sie habe es auch lustig gefunden. Seine Vorgesetzten deckten ihn: Er sei ein lockerer Typ, auf seiner Stufe vertrage es diese Sprüche.
Darauf wurde B. gekündigt. Nach ihrer Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht nimmt dieses in seinem Urteil klar Stellung zur sexuellen Belästigung. Die Richter zweifeln die «Objektivität des Berichts» an und sind erstaunt, dass die Untersuchung einen sexuellen Bezug verneine. Ernst B. habe «klare anzügliche Äusserungen» gemacht. Laut Gericht liege kein triftiger Grund für eine Entlassung vor. B. erhält einen halben Jahreslohn als Entschädigung. Das Bundesamt für Bauten wollte sich mangels abgelaufener Rekursfrist nicht zum Fall äussern.