Anti-IS-Kämpfer vor Gericht: «Verteidigen oder sterben»
BELLINZONA. In Syrien kämpfte Johan Cosar gegen den IS. Nun wurde er wegen Schwächung der Wehrkraft angeklagt.
Johan Cosar kämpfte gegen den Islamischen Staat in Syrien und war Kommandant in der Miliz Syriac Military Council (SMC), einer assyrischen christlichen Miliz. Gestern hat in Bellinzona der Prozess gegen den ehemaligen Wachtmeister der Schweizer Armee begonnen. Die Militärjustiz wirft dem Angeklagten vor, von 2013 bis 2015 ohne die Erlaubnis des Bundesrats fremden Militärdienst geleistet zu haben. Weiter wird er beschuldigt, eine nicht bestimmte Anzahl von Schweizern rekrutiert oder dies zumindest versucht zu haben. Die Tatbestände fallen unter die Schwächung der Wehrkraft.
Vor dem Gericht begründete Cosar sein Engagement damit, dass nach dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 Konflikte in Syrien ausgebrochen seien, wovon seine Familie und andere Aramäer stark betrof- fen gewesen seien. «Es ging uns Christen darum, uns im Voraus gegen den IS zu schützen», sagte der 37-jährige Cosar. Verteidigen oder sterben, das seien die Möglichkeiten gewesen.
Auch Cosars Cousin stand vor Gericht, weil er ihn bei der Rekrutierung von Schweizer Soldaten unterstützte, indem er auf Social Media entsprechende Aufrufe platzierte.
Zahlreiche Mitglieder der assyrischen Diaspora des Tessins sind zum Prozess erschienen. Die Verhandlung dauert voraussichtlich bis morgen.