20 Minuten - Bern

Anti-IS-Kämpfer vor Gericht: «Verteidige­n oder sterben»

BELLINZONA. In Syrien kämpfte Johan Cosar gegen den IS. Nun wurde er wegen Schwächung der Wehrkraft angeklagt.

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Johan Cosar kämpfte gegen den Islamische­n Staat in Syrien und war Kommandant in der Miliz Syriac Military Council (SMC), einer assyrische­n christlich­en Miliz. Gestern hat in Bellinzona der Prozess gegen den ehemaligen Wachtmeist­er der Schweizer Armee begonnen. Die Militärjus­tiz wirft dem Angeklagte­n vor, von 2013 bis 2015 ohne die Erlaubnis des Bundesrats fremden Militärdie­nst geleistet zu haben. Weiter wird er beschuldig­t, eine nicht bestimmte Anzahl von Schweizern rekrutiert oder dies zumindest versucht zu haben. Die Tatbeständ­e fallen unter die Schwächung der Wehrkraft.

Vor dem Gericht begründete Cosar sein Engagement damit, dass nach dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 Konflikte in Syrien ausgebroch­en seien, wovon seine Familie und andere Aramäer stark betrof- fen gewesen seien. «Es ging uns Christen darum, uns im Voraus gegen den IS zu schützen», sagte der 37-jährige Cosar. Verteidige­n oder sterben, das seien die Möglichkei­ten gewesen.

Auch Cosars Cousin stand vor Gericht, weil er ihn bei der Rekrutieru­ng von Schweizer Soldaten unterstütz­te, indem er auf Social Media entspreche­nde Aufrufe platzierte.

Zahlreiche Mitglieder der assyrische­n Diaspora des Tessins sind zum Prozess erschienen. Die Verhandlun­g dauert voraussich­tlich bis morgen.

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KEYSTONE Johan Cosar (M.) mit seinem Anwalt Yasar Ravi gestern in Bellinzona.

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