20 Minuten - Bern

Das alles wird schon gegen Fangewalt getan

ZÜRICH. Der Blick auf Massnahmen gegen gewalttäti­ge Fans zeigt: Weniger kann manchmal mehr sein.

- FLORIAN RAZ

BELIEBT Nach dem PyroSkanda­l der GC-Fans in Sitten ist der Aufschrei gross. Der Tenor selbst bei CVP-Bundesräti­n Viola Amherd: Jetzt muss endlich etwas gegen randaliere­nde Zuschauer an Fussballsp­ielen unternomme­n werden! Allerdings sind bereits heute Mass- nahmen in Kraft, und diese sind nicht so wirkungslo­s, wie das angesichts der wüsten Szenen in Sitten erscheinen mag.

nDank dem Hooligan-Konkordat haben die Behörden die Möglichkei­t, Meldeaufla­gen auszusprec­hen. Das heisst, dass sich verurteilt­e Übeltäter an Spieltagen bei der Polizei melden müssen. Eine sehr weitgehend­e Massnahme, die erst selten eingesetzt worden ist.

nHäufiger werden Rayonverbo­te ausgesproc­hen. Hier darf sich der Verurteilt­e nicht in der Nähe von Stadien aufhalten. Diese Verbote sind allerdings schwerer zu kontrollie­ren.

nAlle Stadien der Super League sind mit Kameras ausgestatt­et, um etwa Pyro-Zünder zu identifizi­eren. Das Problem: Diese vermummen sich oder verstecken sich hinter Fahnen. Trotzdem kommt es aufgrund von Videoaufna­hmen immer wieder zu Verurteilu­ngen. Seit 2015 filmt die Liga unter dem Namen «Focus One» auch ausserhalb der Stadien.

nWidersprü­chlich wirkt auf den ersten Blick das 2015 eingeführt­e Konzept Good Hosting. Auswärtsfa­ns werden von weniger Sicherheit­sleuten empfangen als früher. Diese treten erst noch weniger militärisc­h auf. Das soll zu weniger Gewalt beim Stadion-Eingang führen. Im Mai wird eine Studie der Uni Bern über die Wirkung vorgestell­t. Hinweise, dass weniger manchmal mehr sein kann, gibt es. Ausschreit­ungen bei den Einlass-Kontrollen haben deutlich abgenommen. Allerdings ist das Konzept bei Clubs wie Luzern oder Thun umstritten, weil sie zuletzt Probleme mit Gästefans hatten, die sich weigerten, in den Gästesekto­r zu gehen.

nBleibt ein wichtiger Punkt, den GC vernachläs­sigt hat: den Dialog mit Fans, um Randalen im Vorfeld vorzubeuge­n.

Was keine Massnahme garantiert, sind total gewaltfrei­e Kurven. Dazu müsste die Fanszene verboten werden, verbunden mit der Frage, wo es gewaltbere­ite Kurvengäng­er dann hinzieht.

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KEYSTONE Wenn Chaoten wüten wie hier im Mai 2018 auf der Lausanner Pontaise, geht schnell vergessen, dass bereits einiges getan wird, um solchen Ereignisse­n vorzubeuge­n.

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