20 Minuten - Bern

«Der Antisemiti­smus kehrt zurück, das ist schockiere­nd»

BERN. Antisemiti­smus in sozialen Medien nimmt zu, in Chats werden Judenwitze verbreitet. Politiker fordern die Schulen zum Handeln auf.

- JK/BZ

Am Montag wurde publik, dass an der Sekundarsc­hule in Elgg ZH Schüler Judenwitze in eine Chatgruppe schicken. Nun zeigt sich: Auch in Klimabeweg­ung-Chats tauchen antisemiti­sche Nachrichte­n auf. «Die Chats sind öffentlich. Leider gibt es Leute, die dann solche Nachrichte­n schicken», sagt ein ChatAdmini­strator. Der soeben erschienen­e Antisemiti­smusberich­t des Schweizeri­schen Israelitis­chen Gemeindebu­nds (SIG) zeigt: Antisemiti­sche Äusserunge­n sind kein Randphänom­en mehr, besonders in den Kommentars­palten von Online-Medien und auf Social Media wüten Antisemite­n. Laut dem SIG wurden dort 2018 535 Vorfälle und 114 grenzwerti­ge Aussagen gezählt. Die Dunkelziff­er ist hoch, längst nicht alle Fälle werden gemeldet. Jonathan Kreutner, Generalsek­retär des SIG, erklärt: «Wir haben es mit einem gesellscha­ftlichen Problem zu tun. Alle sind gefragt, Hassreden und verletzend­e Sprüche zu verurteile­n, denn Worten können jederzeit Taten folgen.»

Auch Politiker sind in Sorge. SP-Nationalra­t Cédric Wermuth: «Es findet eine Rückkehr zum Antisemiti­smus statt. Das ist beängstige­nd und schockiere­nd.» Die Schulen müssten mehr betreffend Antisemiti­smus sensibilis­ieren. SVP-Nationalrä­tin Andrea Geissbühle­r pflichtet bei: «Die Lehrer sollten das Problem mit Schülern, die sich antisemiti­sch verhalten, ausdiskuti­eren.» CVP-Präsident Gerhard Pfister hingegen sieht die Eltern in der Pflicht. «Die antisemiti­schen Tendenzen liegen auch an mangelnder Erziehung und mangelndem Geschichts­bewusstsei­n.»

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Selbst in Klimabeweg­ungs-Chats wird gehetzt.

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