Wer keine Chemo will, soll weniger Prämien bezahlen
BERN. Mit der Krankenversicherung für 100 Franken im Monat soll die Prämienlast gemindert werden. Doch der Vorschlag ist umstritten.
Die Krankenkassenprämien werden immer häufiger zur Schuldenfalle: Über sechs Prozent der Schweizer Bevölkerung lebe in einem Haushalt, der mindestens einmal die Prämien nicht bezahlen konnte, schreibt die Schuldenberatung Schweiz. «Vor allem der Mittelstand leidet stark unter den hohen Prämien», schreibt die Luzerner SVPNationalrätin Yvette Estermann in einer Motion, in der sie eine «Krankenkasse light» mit einem stark eingeschränkten Leistungskatalog fordert, wie die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet.
Nur wer auf teure Eingriffe verzichtet, soll weniger Prämien bezahlen müssen. Kosten für Notfälle und lebensrettende Massnahmen sollen zwar abgedeckt sein. Aber weder Chemotherapie bei einer Krebserkrankung noch eine allfällige Organtransplantation wären in der Grundversicherung abgedeckt.
«Viele wollen und brauchen keinen solch umfangreichen Leistungskatalog. Das soll mit tieferen Prämien belohnt werden. Höchstens 100 Franken im Monat soll eine entsprechende Versicherung kosten», so Estermann. Für Nationalrätin Ida Glanzmann (CVP) öffnet der Vorschlag von Estermann der Zweiklassenmedizin Tür und Tor: «Der Solidaritätsgedanke wird ausgehöhlt, Therapien gibt es so nur noch für Reiche. Was, wenn diese Personen wirklich krank werden? Muss dann der Steuerzahler einspringen oder lassen die Krankenkassen diese Patienten einfach sterben?» Bei den Prämien dürfe nicht auf dem Buckel des Patienten gespart werden.