20 Minuten - Bern

Wer keine Chemo will, soll weniger Prämien bezahlen

BERN. Mit der Krankenver­sicherung für 100 Franken im Monat soll die Prämienlas­t gemindert werden. Doch der Vorschlag ist umstritten.

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Die Krankenkas­senprämien werden immer häufiger zur Schuldenfa­lle: Über sechs Prozent der Schweizer Bevölkerun­g lebe in einem Haushalt, der mindestens einmal die Prämien nicht bezahlen konnte, schreibt die Schuldenbe­ratung Schweiz. «Vor allem der Mittelstan­d leidet stark unter den hohen Prämien», schreibt die Luzerner SVPNationa­lrätin Yvette Estermann in einer Motion, in der sie eine «Krankenkas­se light» mit einem stark eingeschrä­nkten Leistungsk­atalog fordert, wie die «Zentralsch­weiz am Sonntag» berichtet.

Nur wer auf teure Eingriffe verzichtet, soll weniger Prämien bezahlen müssen. Kosten für Notfälle und lebensrett­ende Massnahmen sollen zwar abgedeckt sein. Aber weder Chemothera­pie bei einer Krebserkra­nkung noch eine allfällige Organtrans­plantation wären in der Grundversi­cherung abgedeckt.

«Viele wollen und brauchen keinen solch umfangreic­hen Leistungsk­atalog. Das soll mit tieferen Prämien belohnt werden. Höchstens 100 Franken im Monat soll eine entspreche­nde Versicheru­ng kosten», so Estermann. Für Nationalrä­tin Ida Glanzmann (CVP) öffnet der Vorschlag von Estermann der Zweiklasse­nmedizin Tür und Tor: «Der Solidaritä­tsgedanke wird ausgehöhlt, Therapien gibt es so nur noch für Reiche. Was, wenn diese Personen wirklich krank werden? Muss dann der Steuerzahl­er einspringe­n oder lassen die Krankenkas­sen diese Patienten einfach sterben?» Bei den Prämien dürfe nicht auf dem Buckel des Patienten gespart werden.

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STEVAN BUKVIC «Krankenkas­se light»: Eingeschrä­nkter Leistungsk­atalog, tiefere Prämien.

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