Mit Flüchtling Hadi (23) zu Besuch im Schwulen-Himmel
ZÜRICH. Er kommt aus Syrien, ist schwul und hat dem Islam abgeschworen: Hadi will für die Rechte Homosexueller in der arabischen Welt kämpfen.
Fast jedes Wochenende steigen Hadi* und seine Freunde hinab in den Himmel, den Zürcher LGBTQ-Club Heaven. Auch in der Nacht vom letzten Karfreitag tanzte der Syrer, der vor drei Jahren wegen seiner sexuellen Orientierung in der Schweiz Asyl erhielt, ausgelassen mit anderen Männern und trank Wodka. Sein Freund Malek* umarmte Rihanna* aus Damaskus, die tagsüber ein Mann ist. Auf der Bühne tanzte Drag Queen Pasta Parisa in einem BH mit Leopardenmuster und Lederjupe.
Der 23-jährige Hadi, der bald eine Ausbildung zum Sozialpädagogen beginnt, hat eine Mission: «Ich will für die Anerkennung und Rechte von Homosexuellen in der arabischen Welt kämpfen. Schwule und Lesben sollen sich nicht länger schuldig fühlen, sondern stolz auf sich sein.» In der Welt, aus der er komme, sei Homosexualität «schlimmer, als zu stehlen oder zu töten».
Viele Muslime sagten ihm, er komme in die «Dschahannam», die Hölle. In Syrien werden Schwule und Lesben bis zu drei Jahre ins Gefängnis gesteckt. In Brunei wurde jüngst die Todesstrafe durch Steinigung beschlossen.
Für Hadi ist nicht die Religion das Problem, sondern «die Menschen, die die heiligen Schriften auslegen». Auch im Christentum liebe Jesus die Schwulen – oder je nach Auslegung eben nicht. Hadi ist aus dem Islam ausgetreten. «Ich will nicht an einen Gott glauben, von dem seine Anhänger behaupten, er schicke mich zum Teufel, nur weil ich einen Mann liebe.»
Aus den Boxen im Heaven dröhnt «I don’t care, I love it, I don’t care» von Icona Pop. Hadi, Rihanna und Malek singen lauthals mit.