Politiker erhalten nach Anschlag Hass-Mails
SOLOTHURN. Erst wurden die Briefkästen von drei SP- Politikern gesprengt. Nun werden die Betroffenen noch angefeindet.
Nach dem Brandanschlag bei SP- und Juso-Politikern ermittelt die Bundesanwaltschaft. Die Betroffenen vermuten faschistische Kreise hinter der Attacke (siehe rechts).
Die Solothurner SP-Kantonalpräsidentin Franziska Roth sagt: «Ich habe mich am Montag beim Verlassen des Hauses öfter umgeschaut als üblich.» Doppelt unangenehm: Seit Sonntag hat sie zahlreiche Hass-Mails bekommen. Der Tenor: Der Anschlag sei nun die Quittung für ihre Politik. So hiess es in einer Zuschrift: «Selbst muss man den Sauhaufen von linken Krawallbrüdern über sich ergehen lassen. Aber hier dann Mimose sein.» Und auf der FacebookSeite der Juso Solothurn erinnerte ein Nutzer an linksextreme Anschläge. Er verwies auf ein Ex-Juso-Mitglied, das 2012 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde, weil es teure Autos abgefackelt hatte. «Heuchlerisch» findet auch SVPPolitikerin Camille Lothe das Verhalten der Juso. Auf Twitter fragte sie: «Aber die Angriffe auf das lokale Gewerbe und die Banken am 1. Mai sind natürlich wieder völlig in Ordnung?»
Kein Verständnis für solche Kommentare hat Juso-Präsidentin Tamara Funiciello: «Die SVP verharmlost Gewalt von rechts. Die Juso provozieren hin und wieder, aber das ist keine Rechtfertigung für einen Brandanschlag.» Auch Politologe Nenad Stojanovic warnt davor, den Brandanschlag zu banalisieren: «Sprengstoff im Briefkasten ist ein extremer Akt und ein Angriff auf die Demokratie.» Und weiter: «Es darf nicht passieren, dass Leute Angst bekommen, sich politisch zu betätigen.» Es sei wichtig, dass die Täter ausfindig gemacht und bestraft würden.