«Zu lange fühlte ichmich zu dick»
Zu klein, zu dick, zu dünn? Schluss mit der ständigen Selbstkritik, sagt die Aargauer Primarlehrerin Morena Diaz im BodyPositivity- Interview.
Influencer sind für immer mehr die Vorbilder auf dem Weg zur Traumfigur. Früher auch für dich. Heute bist du eine BodyPositivity-Aktivistin. Warum? Von klein auf dachte ich immer, ich sei zu dick, besonders mein Bauch störte mich. Mit diesen kritischen Gedanken und Diätversuchen wuchs ich auf. Irgendwann schaffte ich es dann, mich längerfristig zum Abnehmen zu motivieren, grösstenteils dank Fitness-Influencern. Ich fiel in ein Extrem und entwickelte eine Essstörung, die mir psychisch und körperlich viel abverlangte. Ich verglich mich ständig und hatte Angst, zuzunehmen. Bis ich merkte, dass mich dieses Vergleichen niemals glücklich machen würde. Ich sagte erst der Essstörung den Kampf an, dann fing ich an, gegen den Strom zu schwimmen. Ich zeige auf Social Media, dass man das alles nicht mitmachen muss, um glücklich zu sein.
Warum hassen so viele Frauen ihren Körper?
Ich glaube, dass uns nie gezeigt wurde, den eigenen Körper, so wie er ist, zu akzeptieren und zu lieben. Uns wird immer gezeigt, wie man sich optimieren kann. Schon unsere Mütter lebten in einer Diätkultur, sie wollten möglichst schlank sein. Dazu kommt die Mode-, Werbeund Schönheitsindustrie, die mit unseren Unsicherheiten Milliarden verdient.
Wie hast du es geschafft, deine Körperpositivität und dieses Selbstvertrauen zu finden?
Ich glaube, wir alle wissen, was wir brauchen, um glücklich zu sein. Auch ich, nur wollte ich meine schlanke Figur nicht riskieren. Ich wusste, dass ich mit dem Essen und meiner Figur Frieden schliessen musste. Durch den Druck und die Diäten bekam ich immer häufiger Essanfälle. Irgendwann kam ich an den Punkt, wo es nicht mehr ging. Ich fing an, auf meinen Körper zu hören und die Schönheitsideale aus meinem Kopf zu verbannen. Das dauerte Jahre, auch heute muss ich ab und an stark bleiben, wenn sich Unsicherheiten in meinen Kopf schleichen wollen.
Was rätst du jungen Menschen, die mit dem eigenen Körperbild und Selbstwertgefühl hadern?
Ich würde mich mal mit denen auseinandersetzen, die mit unseren Unsicherheiten Geld verdienen. Cellulite oder Dehnungsstreifen waren kein Thema, bis sie zu einem gemacht wurden. Nun verdienen viele Geld mit Behandlungen und Cremen. Ein bisschen wütend zu sein, hilft, den Fokus vom eigenen Körper wegzunehmen. Wir sind alle mit unterschiedlichen Voraussetzungen zur Welt gekommen. Sich selbst zu mögen, wird schwierig, wenn man sich vergleicht. Wer sich selbst akzeptiert, kann viel entspannter mit dem Körper, dem Essen und sich umgehen.