20 Minuten - Bern

Schöne Fake-Ärztin nimmt Nachbar aus

SCHAFFHAUS­EN. Georg G. kroch einer falschen Doktorin auf den Leim. Er ist nicht das einzige Opfer.

- *Name geändert

Die attraktive Imera I. hat sich als wohlhabend­e Ärztin der Spitäler Schaffhaus­en ausgegeben und soll einem Nachbarn über 200000 Franken aus der Tasche gezogen haben. Dieser hat sie wegen Betrugs und Urkunden fälschung angezeigt. Ausserdem bat die 36- Jährige in einer Praxis, in der sie schnuppert­e, Patienten um Geld. Der Arzt warf sie daraufhin hinaus.

Im weissen Kittel und mit einem Stethoskop um den Hals – so posiert Imera I.* (36) aus dem Kanton Schaffhaus­en auf ihrem Facebook-Profil. Doch die ausnehmend hübsche Brünette mit kosovarisc­hen Wurzeln ist keine echte Ärztin. Vielmehr soll sie diese Rolle gespielt haben, um Männern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Eines der Opfer ist ihr Nachbar Georg G.* Der Unternehme­r sagt, er habe Imera I. 212 000 Franken gegeben. Angefangen habe es im Dezember 2017: «Meine Frau und ich sassen gerade beim Frühstück, als I. dringend 40 000 Franken verlangte.» Die nette Nachbarin habe angegeben, sie führe mit dem Ärztekolle­gen Klaus M.* eine Praxis im Kanton Zürich und könne die Medikament­e nicht mehr bezahlen. Er habe ihr dann 40 000 Euro in bar gegeben, sagt G. Sie habe angegeben, pro Monat 30 000 Franken zu verdienen und daher die Schulden problemlos bis Ende März tilgen zu können.

Auf eine Rückzahlun­g wartet G. aber bis heute. Anstatt Geld zurückzuza­hlen, wickelte Imera I. ihn immer wieder für weitere Zahlungen um den Finger. So behauptete sie laut G., dass ihr Praxiskoll­ege die Löhne nicht mehr zahlen könne und sie ständig vertröste. Das Opfer sagt, es habe mehrere

Darlehensv­erträge aufgesetzt. Imera I. habe gefälschte Dokumente als Sicherheit vorgelegt.

Irgendwann habe sie behauptet, an die Spitäler Schaffhaus­en gewechselt zu haben (siehe unten). Georg G. sagt, dass die vermeintli­che Ärztin alle Register gezogen habe: «Sie versuchte, mich mit ihrem Charme auf ihre Seite zu ziehen.» Im März riss jedoch sein Geduldsfad­en: Er reichte bei der Schaffhaus­er Polizei Anzeige wegen Betrugs sowie Urkundenfä­lschung ein. Die Polizei äussert sich aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht zum Fall. Für Imera I. gilt die Unschuldsv­ermutung. Gegenüber 20 Minuten wollte sie die Vorwürfe nicht kommentier­en.

Wie der Arzt Klaus M.* zu 20 Minuten sagt, hat Imera I. während weniger Tage bei ihm in der Praxis geschnuppe­rt. Sie habe angegeben, ihr Medizinstu­dium fortsetzen zu wollen. Nachdem sie ältere Patienten um Geld angepumpt habe, habe er den Einsatz gestoppt (siehe unten). Mehrere Opfer berichten übereinsti­mmend, I. habe ihre Rolle sehr überzeugen­d gespielt. Selbst ihr Ex-Freund sagt: «Ich habe sie am Morgen noch zum Spital gefahren. Wir waren alle Idioten.»

«Meine Frau und ich sassen beim Frühstück, als I. dringend 40 000 Franken verlangte. Georg G. (54) bezahlte Imera I. nach eigenen Angaben 212 000 Franken.

 ??  ?? Auch auf Facebook erweckt Imera I. im weissen Kittel den Anschein, sie praktizier­e als Ärztin. Video: Georg G. erzählt auf 20minuten.ch, wie er der falschen Ärztin auf den Leim gekrochen ist.
Auch auf Facebook erweckt Imera I. im weissen Kittel den Anschein, sie praktizier­e als Ärztin. Video: Georg G. erzählt auf 20minuten.ch, wie er der falschen Ärztin auf den Leim gekrochen ist.

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