Studenten schämen sich für Nebenjobs
ZÜRICH. Sollte man branchenfremde Nebenjobs im Lebenslauf angeben? Viele Bewerber tun es nicht.
Wer neben der Ausbildung arbeitete, verschweigt dies im Lebenslauf oft – aus Angst, dass es der Karriere schadet. So verheimlichte Leser Stefan nach dem Studium seinen Nebenjob auf einem Bauernhof, weil er befürchtete, er erhalte deshalb keine Bürostelle. Für HR-Berater ist das aber ein Fehler: Arbeitserfahrung sei immer positiv, egal in welcher Branche.
In der Stellenausschreibung wird Berufserfahrung gewünscht – die fehlt vielen Studien- und sogar Lehrabgängern aber. Und wenn man in der Schule oder während des Studiums in der Gärtnerei jobbte, gibt man das bei der Bewerbung als Ingenieur vielleicht gar nicht an. Leser Stefan etwa hatte vor seinem Studienabschluss auf einem Bauernhof gearbeitet, liess das bei der Bewerbung für einen Bürojob aber einfach weg (siehe Leserstimmen rechts).
«Manche Studienabgänger schämen sich für ihre Nebenjobs oder sind sich schlicht nicht bewusst, dass auch diese Art von Engagement auf dem Lebenslauf positiv wirken kann», sagt Personalexperte Michel Ganouchi von Recruma zu 20 Minuten. Selbst branchenfremde Jobs würden die Persönlichkeit des Bewerbers darstellen. Ruth Widl Studer vom HR-Netzwerk HR4HR sagt zu 20 Minuten, Studienabgänger würden sich teils schämen, wenn sie statt des gewünschten Praktikums lediglich einen branchenfremden Nebenjob angeben können. Doch das sei eine «falsche Scham», und gerade ein spezieller Nebenjob könne auf wertvolle Kompetenzen hinweisen.
Berufserfahrungen seien generell gern gesehen im Lebenslauf, bestätigt Christian Maduz vom Arbeitgeberverband. Und auch der Kaufmännische Verband empfiehlt Studenten, Lehrabgängern und Lehrstellenbewerbern, Arbeitserfahrungen im Lebenslauf immer zu erwähnen. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten. Das hebe soziale Kompetenzen hervor.