«Die Situation ist völlig ausser Kontrolle geraten»
HONGKONG. Schweizer in Hongkong sind schockiert über die gewalttätigen Proteste. Sie rechnen mit weiteren Ausschreitungen.
Am Hongkonger Flughafen hoben gestern wieder erste Flugzeuge ab. Laut Augenzeugen bildeten sich an den Check-inSchaltern lange Schlangen von gestrandeten Passagieren. Arbeiter reinigten das Gebäude von Blut und beseitigten Trümmer, nachdem es am Vortag zu wüsten Szenen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen war. Letztere sollen zwei Männer misshandelt haben, die sie offenbar für Agenten vom chinesischen Festland hielten. Die Proteste richten sich gegen den wachsenden Einfluss Chinas in der Sonderverwaltungszone (siehe Box).
Die Hongkong-Krise ist noch nicht ausgestanden: Bereits sind neue Proteste gegen die Regierung angekündigt. Der Schweizer M. K.*, der in Hongkong ein KMU führt, erlebt die Situation hautnah. «Die Blockade am Flughafen war extrem erschreckend. Die Situation ist völlig ausser Kontrolle geraten.» K. geht davon aus, dass die Demonstrationen weiter anhalten werden. «Weder Regierung noch die Protestbewegung werden klein beigeben.» Die Bevölkerung versuche indes, ihr geregeltes Leben fortzusetzen. «Man versucht einfach, die Demonstranten zu umgehen. Wenn eine Demo angekündigt ist, stellen wir uns bereits auf Eskalationen ein.» Theologe Tobias Brandner ist für die Mission 21 in Hongkong. Für ihn sei die Polizei mit ihren «Prügelattacken» schuld an der Eskalation: «Die Polizisten greifen zu ausserordentlicher Gewalt.» Die Bilder zeigten aber Ausnahmezustände: «Sonst bekommt man in der Stadt nicht so viel mit von den Demonstrationen.»