20 Minuten - Bern

Die SBB lässt ihre Wagen in Deutschlan­d sanieren

ZÜRICH. Weil die eigenen Werke ausgelaste­t seien, vergibt die SBB einen Auftrag nach Deutschlan­d. Politiker üben Kritik.

- STEFAN EHRBAR

Die SBB saniert 203 Wagen des Typs EW IV, die das Rückgrat ihres Fernverkeh­rs darstellen. Nun vergibt sie einen Teil des Auftrags ins Ausland, weil ihre eigenen Werke und Anlagen wegen gleichzeit­ig laufender Modernisie­rungen und Revisionen schon stark ausgelaste­t seien. Eine Tochter der Deutschen Bahn (DB) wird ab 2020 die Arbeiten an 93 Wagen durchführe­n. Über das finanziell­e Volumen dieses Auftrags schweigt sich die Bahn aus.

Insgesamt investiert sie 90 Millionen Franken in die EW-IV-Modernisie­rung. Die SBB betont, dass sie zwischen 2014 und 2024 insgesamt 1,5 Milliarden Franken in die Modernisie­rung ihrer Flotte investiere. 97 Prozent der Arbeiten fänden bei der SBB oder bei Schweizer Firmen statt.

In der Politik sorgt die Auftragsve­rgabe an die DB für Kritik: «Staatsnahe Betriebe haben eine besondere Verpflicht­ung, in der Schweiz Leistungen einzukaufe­n und die Industrie zu unterstütz­en», sagt CVP-Nationalra­t Martin Candinas. Der Auslandauf­trag müsse eine Ausnahme bleiben: «Es darf keine Strategie dahinter stehen, und es darf nicht aus Preisgründ­en geschehen.»

SP-Nationalra­t Philipp Hadorn sagt, Vergaben ins Ausland seien eine Folge der bürgerlich­en Mehrheit im Parlament. Diese verweigere sich Grundlagen, um ökologisch­e und soziale Kriterien im Rahmen von Ausschreib­ungen fair zu berücksich­tigen. Es brauche nun neue Regeln. Der Bund sei als Eigner in der Pflicht, nicht nur betriebswi­rtschaftli­che, sondern auch soziale und volkswirts­chaftliche Interessen zu berücksich­tigen.

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KEYSTONE Blick in die SBB-Reparatur- und Unterhalts­werkstätte in Olten.

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