20 Minuten - Bern

Grüner Sieg – «Greta hat die Wähler aufgerütte­lt»

BERN. Die grünen Parteien legen bei den Wahlen deutlich zu. Nun könnte das Autofahren teurer werden. Weitere umstritten­e Ideen stehen vor dem Durchbruch.

- EHS/BZ

Die Grünen triumphier­en: Sie gewinnen im Nationalra­t 17 Sitze, so stark hat in den letzten 100 Jahren noch nie eine Partei zugelegt. Die Klimabeweg­ung mit Greta Thunberg habe die Wahl beeinfluss­t, sagt Politologe Thomas Milic. Eine Schlappe erleidet die SVP: Sie verliert 12 Sitze, bleibt aber die stärkste Partei. Insgesamt wird das Parlament weiblicher.

So viel Sitze gewannen grüne Parteien noch nie bei einer Parlaments­wahl: Um 9 auf 16 Sitze legte die GLP zu, die Grünen steigerten sich gar um 17 auf 28 Sitze im Nationalra­t. Von einer «unglaublic­hen Verschiebu­ng» spricht Grünen-Präsidenti­n Regula Rytz. Das werde Auswirkung­en haben: «Wir wurden für eine griffigere Klimapolit­ik gewählt. Das CO2-Gesetz muss nun verbessert und umgesetzt werden.» Es sieht – in der vom Ständerat kürzlich beschlosse­nen Version – einen Aufschlag auf Benzin von bis zu 12 Rappen pro Liter, eine Flugticket­abgabe von 30 bis 120 Franken und ein faktisches Verbot von Ölheizunge­n in Altbauten vor. GrünenFrak­tionschef Balthasar Glättli sagt, es bilde erst etwa die Hälfte der nötigen Massnahmen ab. «Alle Parteien, die nicht wie die SVP kategorisc­h Nein sagen, müssen sich nun zusammense­tzen und eine Strategie gegen den Klimawande­l beschliess­en. Das wollen auch die Wähler.»

SVP-Nationalra­t Christian Imark befürchtet, dass die neuen Mehrheiten «das Fuder überladen»: «Links-Grün ist beflügelt. Gut möglich, dass plötzlich Benzinprei­s-Aufschläge von 20 bis 30 Rappen pro Liter im Gesetz stehen.» Dagegen wehre sich die SVP. Die Partei sei nach den Wahlen stärker in der Opposition: «Wir müssen Links-Mehrheiten künftig mit Initiative­n und Referenden bekämpfen», so Imark.

Neue Mehrheiten zeichnen sich nicht nur in der Klimapolit­ik ab: Die Ehe für alle etwa dürfte im neuen Nationalra­t leichtes Spiel haben. Denkbar ist, dass die Samenspend­e für gleichgesc­hlechtlich­e weibliche Ehepaare wieder ins Gesetz aufgenomme­n wird. Der Konzernver­antwortung­sinitiativ­e, die Schweizer Unternehme­n für Menschenre­chtsverstö­sse im Ausland haftbar machen will, könnte das neue Parlament einen Gegenvorsc­hlag gegenübers­tellen. Für das Rahmenabko­mmen mit der EU ergeben sich aber auch mit dem neuen Parlament keine eindeutige­n Mehrheiten.

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KEYSTONE Die Grünen um Präsidenti­n Regula Rytz (M.) freuen sich – die Partei gewinnt 17 Sitze im Nationalra­t.
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Grünen-Präsidenti­n Regula Rytz will unter anderem eine griffigere Klimapolit­ik machen und das CO2-Gesetz verbessern und umsetzen.

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