20 Minuten - Bern

Tiktok-Mami fordert: «Folgt euren Kindern»

ZÜRICH. Corinne Lehmann checkt ihre Tochter auf Social Media permanent. Sie ruft alle Eltern dazu auf, den Kindern zu folgen.

- BETTINA ZANNI *Name der Redaktion bekannt

Corinne Lehmann weiss, was ihre Tochter auf Social Media treibt, denn sie checkt regelmässi­g deren Aktivitäte­n. Die Mutter findet, Eltern seien in der Pflicht, zu kontrollie­ren, was ihre Kinder posten. Follower-Eltern müssten transparen­t machen, dass sie ihren Nachwuchs im Auge haben, sagt ein Jugendarbe­iter. Wer heimlich spioniere, verletze die Privatsphä­re.

In einem knappen Top posierte die 14-jährige Jenny Lehmann auf Tiktok. Andere Male markierte sie Fotos von Jungs mit Herzchen. Mutter Corinne Lehmann pfiff ihre Tochter sofort zurück: «Das Top war zu freizügig, und mit den Herzchen hätte sie schon bald den

Ruf gehabt, dauernd einen neuen Jungen am Start zu haben», so Lehmann (35). Für sie, selbst aktive Tiktokerin mit beinahe 300000 Followern, ist es normal, die Aktivitäte­n ihrer Tochter zu prüfen: «Alle Eltern sollten ihren Kindern auf Social Media folgen», sagt sie.

Was auf Social Media teilweise abgehe, sei schrecklic­h und gefährlich, sagt die Zürcherin. Dank der Kontrolle habe sie frühzeitig ein Cybermobbi­ng gegen ihre Tochter stoppen können. Auch Jenny akzeptiert die Kontrolle: «Zuerst fand ich es peinlich, weil niemand von meinen Kollegen Eltern hat, die auf Social Media sind.» Jetzt befürworte sie es aber. «So weiss meine Mutter, was ich mache, und kann mich auch schützen.»

Vater B. S.* sagt, er habe Fake-Accounts erstellt, um seiner 14-jährigen Tochter «nachzuspio­nieren». Damit wolle er alle ihre Abonnenten und Aktivitäte­n überprüfen, um sie vor Gefahren zu schützen. «Ich hatte das Gefühl efühl, dass d sie i ki keine Kontrolle über die sozialen Medien hat und sich die ganze Zeit mit fremden Leuten trifft.»

Fachleute raten allerdings vom Kontroll-Followen ab (siehe Interview). Auch L. H.* (19) sagt, dass ihre Eltern sie auf den sozialen Medien «zum Glück» nicht kontrollie­ren. «Sie vertrauen mir und wissen, dass ich keinen Unsinn hochlade. Wäre meine Mutter jedoch etwa auf Insta und Snap, wäre mir das eher unangenehm.»

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TIKTOK Corinne Lehmann kontrollie­rt, was ihre Tochter Jenny im Internet postet.

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