Bewertung stresst Zalando-Personal
BERLIN. ZalandoMitarbeiter müssen sich gegenseitig bewerten. Das bedeutet ständige Überwachung und Stress.
Arbeitet der Kollege langsam oder ist er unhöflich, können Mitarbeiter das vermerken: Zonar heisst das Personalsystem von Zalando. Darauf können sich Arbeitnehmer gegenseitig bewerten, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt. Wer gute Bewertungen erhält, kann eher mit einer Lohnerhöhung oder Beförderung rechnen. Mitarbeitern passt das System aber gar nicht: Zalando erzeuge damit Überwachung, Leistungsdruck und Stress, so lautet der Vorwurf. Zudem würden sich die Kollegen untereinander absprechen. Mitarbeiter würden sich gegenseitig ein gutes Feedback geben, heisst es im Bericht.
Zalando sieht das anders: Das Bewertungssystem sei ein Fortschritt. Neu würden nicht mehr nur die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter bewerten. Das System sei fairer als vorher, denn personalrelevante Entscheidungen würden nicht vollautomatisch getroffen, sondern von der jeweiligen Führungskraft zusammen mit einem unabhängigen Komitee, so Zalando gegenüber 20 Minuten.
Bei Experten kommt die von Zalando selbst entwickelte Bewertungssoftware nicht gut an. Zalando drücke mit dem System die Löhne und schaffe ein Klima der Angst, in dem besonders Leute mit befristeten Verträgen um ihre Jobs fürchteten. Dass sich ein Gefühl von Angst einstellen könne, sei bei so einem Bewertungssystem sehr wahrscheinlich, sagt Personalexperte Werner Raschle zu 20 Minuten. Denn wer sich beobachtet fühle, der fühle sich unwohl. «Solche Systeme erfordern eine sehr enge und psychologisch geschickte Begleitung», sagt Raschle. Erfolgreich seien Firmen eher, wenn sie eine offene Kritik-Kultur etablieren würden.