Putzkräfte bekommen 2020 mehr Lohn
ZÜRICH. Auf das kommende Jahr gibt es mehr Lohn. Zu wenig, wie Travailsuisse moniert. 20 Minuten hat beim Lohnexperten nachgefragt.
Die Gewerkschaften Travailsuisse und Syna beurteilen die Lohnrunde 2020 in ihrer gestern veröffentlichten Bilanz als ungenügend. 20 Minuten hat Lohnexperte Urs Klingler zu den Kritikpunkten und den positiven Aspekten befragt:
■ Stagnierende Frauenlöhne
Gewerkschaft: «Uns sind kaum spezielle Lohnmassnahmen für mehr Lohngleichheit bekannt», sagt SynaPräsident Arno Kerst.
Experte: «Schuld ist das komplett falsch ausgestaltete Lohnsystem, das langjährige Mitarbeiter bevorzugt und vor allem junge Frauen benachteiligt», sagt Klingler. Lohnerhöhungen würden linear verteilt und Ungleichgewichte so nicht korrigiert werden. ■ Spezial-Lohnerhöhungen Gewerkschaft: Noch immer werden zu viele Lohnerhöhungen individuell verteilt. «Häu
fig erfolgt diese Verteilung intransparent und vor allem an die Lieblinge der Chefs», erklärt Kerst. Experte: «Mit Lohnerhöhungen werden oft eher Probleme überdeckt anstatt Ungleichgewichte ausgemerzt.» Problem sei hierbei das fehlende 4AugenPrinzip. ■ Erfreute Tieflohnbranchen
Gewerkschaft: Freuen tut die Anhebung der Mindestlöhne um 2 bis 3 Prozent in der Reinigung und der Textilindustrie: «Für viele Arbeitnehmende bedeutet dies mehr Geld im Portemonnaie.»
Experte: «Hier wird sicherlich die richtige Zielgruppe angesprochen, handelt es sich hierbei doch um klassische Tieflohnbranchen», meint auch Klingler. ■ Protestaktionen lohnen sich
Gewerkschaft: Auf dem Bau gibt es wie schon im Vorjahr mehr Lohn. «Die zahlreichen Protestaktionen bei den GAVVerhandlungen 2018 haben sich gelohnt», meint Kerst.
Experte: «Ich glaube eher, dass die Löhne hier erhöht wurden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.»