20 Minuten - Bern

Kritik am Lockdown – Sawiris verärgert Politik

BERN. Der Lockdown habe für ein paar Hundert weniger Tote Milliarden Franken vernichtet, kritisiert der ägyptische Investor Samih Sawiris. Ein Gesundheit­sökonom und ein Politiker widersprec­hen ihm heftig.

- BETTINA ZANNI

Der Lockdown der Schweiz habe für ein paar Hundert weniger Tote Milliarden vernichtet, sagt Samih Sawiris, der in Andermatt ein LuxusResor­t besitzt. Mit viel weniger Geld würden in seinem Heimatland Ägypten Hunderttau­sende Leben gerettet. «Tote in der Schweiz gegen Tote woanders aufzuwiege­n, ist sehr problemati­sch», empört sich SP-Nationalrä­tin Barbara Gysi.

Für sechs Wochen wurde die Schweizer Wirtschaft in den Tiefschlaf versetzt. Die Konjunktur­forschungs­stelle der ETH Zürich (KOF) schätzt, dass sich die gesamten volkswirts­chaftliche­n Kosten der Corona-Krise allein in den Monaten März bis Juni auf 32 Milliarden Franken belaufen.

Der ägyptische Tourismusu­nternehmer Samih Sawiris geht mit dem Schweizer Lockdown hart ins Gericht. In der Schweiz gingen Milliarden von Franken verloren, damit es einige Hundert weniger Tote gebe, kritisiert er in der «SonntagsZe­itung». Laut Sawiris steht der Aufwand, um an Covid-19 erkrankte Menschen unter 60 Jahren zu retten, in keinem Verhältnis zum wirtschaft­lichen Schaden.

Das hohe Niveau des Schweizer Gesundheit­ssystems koste Geld – Geld, das gerade vernichtet werde, prangert er an. Ein Zehntel dieser Summen würde in Ländern wie Ägypten bereits Hunderttau­sende Menschenle­ben retten. Allein an Durchfall würden in seinem Heimatland jährlich 50 000 Neugeboren­e sterben.

Der Gesundheit­sökonom Willy Oggier widerspric­ht heftig (siehe Box unten). Sawiris habe offenbar auch keine Ahnung, wie es in den Tessiner Kliniken ausgesehen habe. Auch bei Schweizer Gesundheit­spolitiker­n von links bis rechts kommen Sawiris’ Aussagen gar nicht gut an.

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KEYSTONE Unternehme­r Sawih Sawiris.

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