Kritik am Lockdown – Sawiris verärgert Politik
BERN. Der Lockdown habe für ein paar Hundert weniger Tote Milliarden Franken vernichtet, kritisiert der ägyptische Investor Samih Sawiris. Ein Gesundheitsökonom und ein Politiker widersprechen ihm heftig.
Der Lockdown der Schweiz habe für ein paar Hundert weniger Tote Milliarden vernichtet, sagt Samih Sawiris, der in Andermatt ein LuxusResort besitzt. Mit viel weniger Geld würden in seinem Heimatland Ägypten Hunderttausende Leben gerettet. «Tote in der Schweiz gegen Tote woanders aufzuwiegen, ist sehr problematisch», empört sich SP-Nationalrätin Barbara Gysi.
Für sechs Wochen wurde die Schweizer Wirtschaft in den Tiefschlaf versetzt. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) schätzt, dass sich die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten der Corona-Krise allein in den Monaten März bis Juni auf 32 Milliarden Franken belaufen.
Der ägyptische Tourismusunternehmer Samih Sawiris geht mit dem Schweizer Lockdown hart ins Gericht. In der Schweiz gingen Milliarden von Franken verloren, damit es einige Hundert weniger Tote gebe, kritisiert er in der «SonntagsZeitung». Laut Sawiris steht der Aufwand, um an Covid-19 erkrankte Menschen unter 60 Jahren zu retten, in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Schaden.
Das hohe Niveau des Schweizer Gesundheitssystems koste Geld – Geld, das gerade vernichtet werde, prangert er an. Ein Zehntel dieser Summen würde in Ländern wie Ägypten bereits Hunderttausende Menschenleben retten. Allein an Durchfall würden in seinem Heimatland jährlich 50 000 Neugeborene sterben.
Der Gesundheitsökonom Willy Oggier widerspricht heftig (siehe Box unten). Sawiris habe offenbar auch keine Ahnung, wie es in den Tessiner Kliniken ausgesehen habe. Auch bei Schweizer Gesundheitspolitikern von links bis rechts kommen Sawiris’ Aussagen gar nicht gut an.