Epidemiologe e kritisiert Öffnung von Schulen
TORONTO. EpidemiologieProfessor Peter Jüni von der Uni Toronto warnt vor der Öffnung der Schulen.
Herr Jüni, wie beurteilen Sie die Lockerungspolitik der Schweiz?
Einige Schritte begreife ich sehr gut, andere machen mir dagegen grosse
Sorgen. Hochproblematisch ist es, dass man nach dem Giesskannenprinzip die Schulen überall einfach wieder aufmacht, auch in Gebieten, die stärker von der Pandemie betroffen waren – etwa in Basel. Gerade die Kleinen werden aber Probleme haben mit den Prinzipien des Social Distancing.
Das BAG sagt, Kinder seien nicht das Problem, da sie kaum je Erwachsene anstecken.
Wie das BAG zu diesem Schluss kommt, ist mir absolut schleierhaft. Es gibt derzeit keine eindeutige Evidenz dafür. Ich glaube, das ist der erste grosse Lapsus von Herrn Koch. Gemäss unseren Daten haben die Schulen sogar eine relativ wichtige Rolle gespielt bei der Kontrolle der Pandemie. Länder mit Schulschliessungen Mitte März konnten die Pandemie weitaus besser eindämmen als Länder ohne Schliessung zu diesem Zeitpunkt. Wenn man einen solchen unvorsichtigen Unsinn fabriziert, wie man ihn in einigen Kantonen sieht, ist die zweite Welle relativ wahrscheinlich.
Das BAG kann schlecht zurückrudern.
Es braucht passende Massnahmen und eine klare Leadership des BAG. Stark betroffene Gebiete sollten in einem ersten Schritt nur die Sekundarschulen öffnen. Halbklassen und das Verhindern von Menschenansammlungen auf dem Pausenhof sind überall zwingend.