Warum gibts im ÖV keine Maskenpflicht?
LUZERN. Kaum jemand trägt im ÖV eine Maske. Der Verbandspräsident sagt, warum das Konzept nicht funktionierte.
Herr Schmassmann*, die Züge füllen sich wieder, doch nur eine Minderheit trägt eine Maske. Was lief schief?
Wir rechneten mit mehr sozialer Kontrolle: Dass man schräg angeschaut wird, wenn man keine Maske trägt. Wäre die Empfehlung von Anfang an mehrheitlich befolgt worden, hätte das vielleicht geklappt. Einige hatten anfänglich eine Maske an und stellten fest, dass die Mehrheit nicht mitmacht. Jetzt ist das Gegenteil der Fall und neun von zehn Personen tragen keine Maske.
Wieso kommt die Empfehlung bei den Pendlern nicht an?
Die Kampagne war glasklar, aber es war immer nur eine Empfehlung. Niemand überprüfte, dass alle eine Maske tragen. Dass die Pendler ihr nicht folgen, hat sicher mit der Gruppendynamik und einer gewissen Freiheitsliebe zu tun.
Sähe es mit Tragepflicht besser aus?
Ich denke schon. Wenn Maskentragen im ÖV Vorschrift wäre und ein Verstoss mit einer
Busse sanktioniert würde, hätte das schon eine Wirkung. Dann hätten die Transportunternehmen auch Masken verteilt oder verkauft.
Was ist Ihre Botschaft an die Pendler?
Geniert euch nicht, eine Maske zu tragen. Habt den Mut, zu eurer Maske zu stehen. Nehmt die Empfehlung ernst.
Die ÖV-Unternehmen wirken ratlos, wehren sich aber gegen eine Maskenpflicht. Weshalb?
Als Branche wollen wir nicht stigmatisiert werden. Wir möchten nicht der einzige Ort sein, wo man eine Maske tragen muss. Sonst hat man das Gefühl, dass man sich nur im ÖV anstecken kann.
Mittlerweile gilt wieder der reguläre Fahrplan. Wie hoch ist die Auslastung im ÖV jetzt?
Unterdurchschnittlich. Ich rechne damit, dass es zwei Jahre braucht, bis sich die Auslastung wieder erholt hat. Die Leute machen jetzt vermehrt Homeoffice oder fahren lieber mit dem Velo oder Auto zur Arbeit als mit dem ÖV – das spüren wir. *Norbert Schmassmann ist Präsident des Verbands Öffentlicher Verkehr und Direktor der VBL.