20 Minuten - Bern

«Harmlose Erkältung»: FakeVorwür­fe an Drosten

BERLIN. Ein TV-Ausschnitt soll beweisen, dass der deutsche Virologe Christian Drosten das Coronaviru­s für harmlos hält. Was ist da dran?

- FEE RIEBELING

Covid-19 sei nicht schlimmer als eine Erkältung – das wollen manche Menschen in der ORF-Nachrichte­nsendung «ZIB2» aus dem Mund des deutschen Virologen Christian Drosten gehört haben. Und sie folgern, dass er damit zugebe, dass die Massnahmen gegen Sars-CoV-2 überzogen seien – und wittern einen Skandal: Da Drosten nie etwas Derartiges gegenüber deutschen Medien gesagt hat, müsse es sich um eine Vertuschun­gsaktion handeln. Das Video ist tatsächlic­h echt, wie Recherchen von Mimikama.at ergeben haben: Der Verein, der sich mit Themen rund um Internetmi­ssbrauch und dessen Bekämpfung auseinande­rsetzt und auch Tipps zum

Umgang mit Corona-Meldungen gibt, hat kurzerhand beim TV-Sender nachgefrag­t. Es handelt sich um einen Mitschnitt der Originalse­ndung, die am 24. April erstmals ausgestrah­lt wurde. Dennoch gibt Drosten im österreich­ischen Fernsehen nichts zu, was er seinen deutschen Landsleute­n verheimlic­ht: Zwar spricht er von einem möglichen harmlosen Verlauf, sofern sich über die Jahre eine Immunität einstellt. Jedoch bezieht er sich dabei nicht auf das neuartige Coronaviru­s Sars-CoV-2, sondern auf schon lange bekannte Coronavire­n – konkret auf jene, die Erkältunge­n auslösen können. Wer also behauptet, Christian Drosten würde im Interview mit dem ORFMann geheime Informatio­nen preisgeben, hat einfach nicht richtig zugehört. In Wahrheit berichtet er nur, dass in Zukunft die Immunität der Menschen gegen das Sars-CoV-2-Virus zunehmen und es in der Folge weniger schwere Krankheits­verläufe geben könnte.

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