«Harmlose Erkältung»: FakeVorwürfe an Drosten
BERLIN. Ein TV-Ausschnitt soll beweisen, dass der deutsche Virologe Christian Drosten das Coronavirus für harmlos hält. Was ist da dran?
Covid-19 sei nicht schlimmer als eine Erkältung – das wollen manche Menschen in der ORF-Nachrichtensendung «ZIB2» aus dem Mund des deutschen Virologen Christian Drosten gehört haben. Und sie folgern, dass er damit zugebe, dass die Massnahmen gegen Sars-CoV-2 überzogen seien – und wittern einen Skandal: Da Drosten nie etwas Derartiges gegenüber deutschen Medien gesagt hat, müsse es sich um eine Vertuschungsaktion handeln. Das Video ist tatsächlich echt, wie Recherchen von Mimikama.at ergeben haben: Der Verein, der sich mit Themen rund um Internetmissbrauch und dessen Bekämpfung auseinandersetzt und auch Tipps zum
Umgang mit Corona-Meldungen gibt, hat kurzerhand beim TV-Sender nachgefragt. Es handelt sich um einen Mitschnitt der Originalsendung, die am 24. April erstmals ausgestrahlt wurde. Dennoch gibt Drosten im österreichischen Fernsehen nichts zu, was er seinen deutschen Landsleuten verheimlicht: Zwar spricht er von einem möglichen harmlosen Verlauf, sofern sich über die Jahre eine Immunität einstellt. Jedoch bezieht er sich dabei nicht auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2, sondern auf schon lange bekannte Coronaviren – konkret auf jene, die Erkältungen auslösen können. Wer also behauptet, Christian Drosten würde im Interview mit dem ORFMann geheime Informationen preisgeben, hat einfach nicht richtig zugehört. In Wahrheit berichtet er nur, dass in Zukunft die Immunität der Menschen gegen das Sars-CoV-2-Virus zunehmen und es in der Folge weniger schwere Krankheitsverläufe geben könnte.