Firma fragt Bewerber, ob sie schwarz sind
GENF. Das Pharma- Unternehmen Alcon will von Bewerbern wissen, welche Hautfarbe sie haben. Für eine Schweizer Firma ist dies sehr ungewöhnlich.
Leser R.* ist auf Jobsuche und wollte sich kürzlich bei der global tätigen Schweizer Firma Alcon in der Finanzabteilung bewerben. Dazu füllte er ein OnlineFormular aus. Er wurde stutzig, als er darin seine Herkunft angeben sollte: Es wurde etwa gefragt, ob er hispanisch sei und welche Hautfarbe er habe. Warum Alcon diese Fragen stellt, kann R. nicht nachvollziehen. Doch er nimmts mit Humor: «Ich bin Jude und weder schwarz noch weiss – leider gab es Mokka nicht als Option», sagt er zu 20 Minuten.
Zwar hat sich R. in der Schweiz beworben. Doch der Job selber ist in den USA. Wie ein Alcon-Sprecher mitteilt, werde die Frage nach der
Hautfarbe nur bei solchen Positionen gestellt. Denn in den USA seien alle Firmen mit über 100 Mitarbeitern gesetzlich verpflichtet, diese Frage zu stellen. Ausserdem sei sie optional, Bewerber müssten sie also nicht zwingend beantworten. Die Daten aus dem Fragebogen leiten die Firmen an die US-Kommission für Chancengleichheit weiter. Dort werden sie nach Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht und Berufsgruppe kategorisiert.
Personalexperte Matthias Mölleney wundert es, dass heute immer noch solche Fragen gestellt werden – auch wenn das in den USA üblich ist. «Spätestens jetzt sollte man auch in den USA begriffen haben, dass das nicht geht.» Die Frage könne schnell als diskriminierend empfunden werden. «Wenn Alcon so signalisieren möchte, dass alle willkommen sind, hätte man das besser formulieren müssen.»
Grundsätzlich wäre es in der Schweiz zwar nicht explizit verboten, Bewerber nach ihrer Herkunft oder Hautfarbe zu fragen, sagt der auf Arbeitsrecht spezialisierte Anwalt Nicolas Facincani: «Aber der Arbeitgeber darf nur Daten sammeln, die für das Arbeitsverhältnis relevant sind.» Er kenne aber keine Jobs, die von der Hautfarbe abhängen würden.
*Name der Redaktion bekannt