20 Minuten - Bern

Pflegerin kämpft für ausgebeute­te Kollegen

ZÜRICH. Die Corona- Krise liess für viele Pflegekräf­te das Fass überlaufen. Sie wollen sich von ihren Arbeitgebe­rn nicht mehr alles gefallen lassen.

- NOAH KNÜSEL

Während des Corona-Lockdown applaudier­te die ganze Schweiz dem Pflegepers­onal. Grosse Zugeständn­isse hat es aber bisher nicht gegeben. Auch im Arbeitsall­tag wird Pflegekräf­ten ihre Opferberei­tschaft nicht gedankt. Pflegefach­frau und Bloggerin Madame Malevizia, die sich schon länger für höhere Löhne einsetzt, fordert nun Konsequenz­en: «Wir sollten Arbeitgebe­r verlassen, die uns in der Krise weder geschützt noch gestützt haben», schreibt sie in einem neueren Beitrag. Pflegekräf­te seien schliessli­ch rar und könnten sich ihren Arbeitspla­tz grundsätzl­ich aussuchen.

G. L.* (30) hat diesen Schritt gewagt und ihren Job in der Akutpflege gekündigt. «Meine Institutio­n war sehr stark vom Coronaviru­s betroffen», erzählt sie. Es habe viele Probleme gegeben: «Zum Beispiel wurden wir am Anfang nicht getestet. Als ich Symptome hatte, musste ich den Test selbst zahlen.» Erst als sich das Pflegepers­onal wehrte, habe die Institutio­n die Kosten übernommen. «Bis zur ersten Juniwoche wusste ich nicht, wann ich diesen Monat arbeite. Das ist für mich als alleinerzi­ehende Mutter sehr belastend», sagt sie weiter.

Yvonne Ribi, Geschäftsf­ührerin des Berufsverb­andes der Pflegekräf­te, sagt: «Selbstvers­tändlich muss man Konsequenz­en ziehen, wenn die Arbeitsbed­ingungen zu schlecht sind.» Die Arbeitgebe­r seien in der Pflicht, die Situation so zu verbessern, dass die Leute bleiben. Dorit Djelid, stv. Direktorin des Spitalverb­ands H+, sagt dazu: «Kliniken und Spitäler haben ein Interesse daran, attraktive Arbeitsbed­ingungen anzubieten.» Dem seien aber wegen der Rahmenbedi­ngungen des Berufs Grenzen gesetzt.

*Name der Redaktion bekannt

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EVE KOHLER Madame Malevizia kämpft für bessere Bedingunge­n.

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