Pflegerin kämpft für ausgebeutete Kollegen
ZÜRICH. Die Corona- Krise liess für viele Pflegekräfte das Fass überlaufen. Sie wollen sich von ihren Arbeitgebern nicht mehr alles gefallen lassen.
Während des Corona-Lockdown applaudierte die ganze Schweiz dem Pflegepersonal. Grosse Zugeständnisse hat es aber bisher nicht gegeben. Auch im Arbeitsalltag wird Pflegekräften ihre Opferbereitschaft nicht gedankt. Pflegefachfrau und Bloggerin Madame Malevizia, die sich schon länger für höhere Löhne einsetzt, fordert nun Konsequenzen: «Wir sollten Arbeitgeber verlassen, die uns in der Krise weder geschützt noch gestützt haben», schreibt sie in einem neueren Beitrag. Pflegekräfte seien schliesslich rar und könnten sich ihren Arbeitsplatz grundsätzlich aussuchen.
G. L.* (30) hat diesen Schritt gewagt und ihren Job in der Akutpflege gekündigt. «Meine Institution war sehr stark vom Coronavirus betroffen», erzählt sie. Es habe viele Probleme gegeben: «Zum Beispiel wurden wir am Anfang nicht getestet. Als ich Symptome hatte, musste ich den Test selbst zahlen.» Erst als sich das Pflegepersonal wehrte, habe die Institution die Kosten übernommen. «Bis zur ersten Juniwoche wusste ich nicht, wann ich diesen Monat arbeite. Das ist für mich als alleinerziehende Mutter sehr belastend», sagt sie weiter.
Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Berufsverbandes der Pflegekräfte, sagt: «Selbstverständlich muss man Konsequenzen ziehen, wenn die Arbeitsbedingungen zu schlecht sind.» Die Arbeitgeber seien in der Pflicht, die Situation so zu verbessern, dass die Leute bleiben. Dorit Djelid, stv. Direktorin des Spitalverbands H+, sagt dazu: «Kliniken und Spitäler haben ein Interesse daran, attraktive Arbeitsbedingungen anzubieten.» Dem seien aber wegen der Rahmenbedingungen des Berufs Grenzen gesetzt.
*Name der Redaktion bekannt