20 Minuten - Bern

Ist Regio-Lockdown in der Schweiz möglich?

GÜTERSLOH. Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfab­rik Tönnies und dem zweiten Lockdown in Gütersloh ist die Wut in der Bevölkerun­g gross.

- NSA

Die Wut richtet sich vor allem gegen Clemens Tönnies, den milliarden­schweren Miteigentü­mer der vom Corona-Skandal betroffene­n Fleischfab­rik. «Es gibt eine grosse Wut, dass dieses System Tönnies so lange hat weitergehe­n können», sagt etwa der Güterslohe­r Pfarrer Stefan Salzmann. Mit dem «System Tönnies» meint er unter anderem die Arbeitsbed­ingungen der vielen ausländisc­hen Arbeitskrä­fte im Unternehme­n. In den Personalun­terkünften haben sich bis zu sieben Personen ein Zimmer geteilt, wie die «Süddeutsch­e Zeitung» berichtet. Wie gross der Anteil der Gastarbeit­er unter den Betroffene­n ist, zeigt sich auch in der Reaktion der Behörden: Diese suchen nun verzweifel­t nach 150 zusätzlich­en Dolmetsche­rn für Rumänisch, Bulgarisch und Polnisch, wie Radio Gütersloh berichtet.

Jetzt fordern Fans des Fussballcl­ubs Schalke 04, dass Tönnies als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender zurücktrit­t. «Auf Schalke ist kein Platz für rassistisc­he Egomanen, die unser Leitbild mit Füssen treten und Menschen wie Dreck behandeln!», schreibt etwa ein Twitter-User. Fanorganis­ationen haben angekündig­t, am Samstag unter dem Motto «Schalke ist kein Schlachtho­f!» beim Vereinsgel­ände zu demonstrie­ren. Die deutsche «Fridays for Future»-Bewegung hat eine Onlinepeti­tion gestartet, die verlangt, dass sich Tönnies aus dem Vorstand des Unternehme­ns zurückzieh­e. Viele verbinden die schlechten Arbeitsbed­ingungen im Unternehme­n mit dem dort verarbeite­ten Billigflei­sch. Clemens Tönnies hatte kürzlich angekündig­t, das Unternehme­n aus der Krise führen zu wollen.

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REUTERS Mitarbeite­r der Tönnies-Fabrik stehen in einem Wohnhaus unter Quarantäne. Die Platzverhä­ltnisse sollen dort prekär sein.

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