20 Minuten - Bern

Swiss-CEO Klühr über Ansteckung an Bord und freie Sitze

ZÜRICH. Noch immer wartet die Swiss auf den Corona- Kredit. Zudem werde die Erholung länger dauern als erwartet, sagt Swiss- Chef Thomas Klühr.

- SAS

Herr Klühr, wie sicher ist man im Flugzeug vor Corona?

Sehr sicher. Es gibt Hygienemas­snahmen an Bord, etwa eine Maskentrag­epflicht. Zudem ist die Art, wie im Flugzeug die Luft gefiltert wird, vergleichb­ar mit Operations­sälen. Es ist mir nicht bekannt, dass es zu einer Infektion an Bord eines Swiss-Fluges gekommen ist.

Eine Massnahme, um die Ansteckung­sgefahr zu reduzieren, wäre, Sitze frei zu lassen.

Sitze frei zu lassen, ist für Airlines wirtschaft­lich nicht umsetzbar, zudem greift unser Schutzkonz­ept. Mittel- und langfristi­g wird sich zeigen, ob Kunden bereit sind, für mehr Platz zu bezahlen. Noch zeichnet sich das aber nicht ab.

In vielen Ländern steigen die Fallzahlen wieder. Wie sieht es aus mit dem Buchungsst­and?

Es ist eine enorme Herausford­erung, weil sich die Reisebesti­mmungen ständig ändern. Kunden buchen sehr kurzfristi­g. Klar ist schon jetzt, dass die Erholung länger dauern wird, als wir erwartet haben. Der Buchungsst­and beträgt im Moment etwa 20 Prozent eines normalen Jahres.

Wie viel Geld verliert die Swiss zurzeit täglich?

Derzeit führen wir Flüge durch, sobald die variablen Kosten wie etwa Treibstoff oder Landegebüh­ren gedeckt sind. Damit fliegen wir aber noch lange nicht profitabel. Zurzeit verlieren wir täglich noch knapp eine Million Franken. Zum Höhepunkt der Krise waren es drei Millionen.

Sie haben beim Staat auch um Corona-Kredite angefragt. Ist das Geld schon da?

Wir sind froh, dass der Bund uns mit einem zu 85 Prozent gebürgten Kredit aushilft. Wir werden alles daransetze­n, das Geld rasch zurückzuza­hlen. Wir warten allerdings noch auf die staatliche Freigabe aus Deutschlan­d. Die Schweiz ist bereit. Die erste Tranche wird ein niedriger dreistelli­ger Millionenb­etrag sein.

Viele Passagiere sind frustriert, weil sie auf Rückzahlun­gen von annulliert­en Flügen warten. Warum dauert das so lange?

Den Ärger der Kunden kann ich sehr gut verstehen. Wir mussten Millionen von Kundenanli­egen bearbeiten. Normalerwe­ise haben wir eine Annullieru­ngsrate von 1 bis 2 Prozent, wegen Corona stieg die Rate plötzlich auf 99 Prozent. Wir konnten das nicht mehr fristgerec­ht bearbeiten. Ich gehe davon aus, dass wir im Spätherbst wieder innerhalb der üblichen Fristen sind. Klar ist: Jeder wird sein Geld zurückerha­lten.

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FOTOS: TAREK EL SAYED Swiss-CEO Thomas Klühr empfing 20 Minuten in seinem Büro zum Interview, das als Livestream übertragen wurde.
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Thomas Klühr führt die Swiss durch turbulente Zeiten.

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