20 Minuten - Bern

«Wegen meiner Religion habe ich auf Sex verzichtet»

Markus* (30) hat lange abstinent gelebt. Um aus dem Muster auszubrech­en, musste er sein Weltbild hinterfrag­en.

- ANDREA BURRI/JUU

«Alles hat angefangen, als ich 16 Jahre alt war. Ich kam auf ein christlich­es Gymnasium und fand dort zum Glauben», erzählt Markus. Dort sei es selbstvers­tändlich gewesen, dass man nicht masturbier­e und mit dem Sex bis zur Ehe warte. «Abstinenz war damals so wichtig für mich, weil sie in der Bibel immer wieder angepriese­n wird.» Doch dieses Leben ist alles andere als einfach: «Ich kam wiederholt in Versuchung – also sexuell und auch mit dem Masturbier­en.» Dabei sei die Versuchung bei der Masturbati­on deutlich grösser gewesen. «An der Uni haben mir Frauen wiederholt sexuelle Avancen gemacht. Ich bin aber nie darauf eingegange­n.» Wie Markus sagt, hätte damals selbst die schönste Frau der Welt nackt vor ihm stehen können – und er hätte ihr trotzdem den Laufpass gegeben. «Ich hätte meine Augen geschlosse­n und gebetet oder wäre weggelaufe­n.» Insgesamt hat der Berner sechs Jahre ohne Romanzen gelebt. «Fünf davon komplett ohne Sex und Masturbati­on. Da war ich 20 bis 25 Jahre alt.»

Markus gesteht aber ein: «Bedürfniss­e zu unterdrück­en kann schmerzhaf­t sein! Ich würde die Erfahrung nicht mehr machen wollen.» Das Herausbrec­hen aus den Mustern

sei schwierig gewesen. Markus habe sich hinterfrag­en und anfangen müssen, Sexualität zu entdecken. «Zuerst habe ich wieder masturbier­t und später dann auch Dates gehabt.» Das erste Mal Sex erlebte Markus mit 26. Seine Partnerin lernte er auf einer App kennen. «Ab dem Zeitpunkt hatte ich auch keine Schuldgefü­hle mehr. Mir wurde auf einmal klar: Was mir vorher gesagt worden war, war alles Müll.»

*Name der Redaktion bekannt

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Heute sagt Markus: «Bedürfniss­e zu unterdrück­en kann schmerzhaf­t sein.» Video: Sehen Sie das ganze Gespräch mit Markus auf 20minuten.ch 20M

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