«Wegen meiner Religion habe ich auf Sex verzichtet»
Markus* (30) hat lange abstinent gelebt. Um aus dem Muster auszubrechen, musste er sein Weltbild hinterfragen.
«Alles hat angefangen, als ich 16 Jahre alt war. Ich kam auf ein christliches Gymnasium und fand dort zum Glauben», erzählt Markus. Dort sei es selbstverständlich gewesen, dass man nicht masturbiere und mit dem Sex bis zur Ehe warte. «Abstinenz war damals so wichtig für mich, weil sie in der Bibel immer wieder angepriesen wird.» Doch dieses Leben ist alles andere als einfach: «Ich kam wiederholt in Versuchung – also sexuell und auch mit dem Masturbieren.» Dabei sei die Versuchung bei der Masturbation deutlich grösser gewesen. «An der Uni haben mir Frauen wiederholt sexuelle Avancen gemacht. Ich bin aber nie darauf eingegangen.» Wie Markus sagt, hätte damals selbst die schönste Frau der Welt nackt vor ihm stehen können – und er hätte ihr trotzdem den Laufpass gegeben. «Ich hätte meine Augen geschlossen und gebetet oder wäre weggelaufen.» Insgesamt hat der Berner sechs Jahre ohne Romanzen gelebt. «Fünf davon komplett ohne Sex und Masturbation. Da war ich 20 bis 25 Jahre alt.»
Markus gesteht aber ein: «Bedürfnisse zu unterdrücken kann schmerzhaft sein! Ich würde die Erfahrung nicht mehr machen wollen.» Das Herausbrechen aus den Mustern
sei schwierig gewesen. Markus habe sich hinterfragen und anfangen müssen, Sexualität zu entdecken. «Zuerst habe ich wieder masturbiert und später dann auch Dates gehabt.» Das erste Mal Sex erlebte Markus mit 26. Seine Partnerin lernte er auf einer App kennen. «Ab dem Zeitpunkt hatte ich auch keine Schuldgefühle mehr. Mir wurde auf einmal klar: Was mir vorher gesagt worden war, war alles Müll.»
*Name der Redaktion bekannt