Greifen weitere Kantone bald zu knallharten Massnahmen?
BERN. Nach dem Kanton Wallis rechnet die GDK mit weiteren Verschärfungen in den Kantonen.
Dass die Massnahmen schweizweit nach dem Walliser Vorbild verschärft werden, schloss Gesundheitsminister Alain Berset an der gestrigen Medienkonferenz nicht aus. Berset nahm die Kantone in die Pflicht (siehe rechts). Auch Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, sagte: «Kantone, bei denen sich die Fälle schnell verdoppeln, sollten sich Massnahmen überlegen – dringend.»
«Die stark steigenden Fallzahlen zeigen, dass die Kantone jetzt deutlich mehr tun müssen als bisher, jeder Tag zählt», sagt Volker Thiel, Virologe am Institut für Virologie und Immunologie (IVI) der Uni Bern und Mitglied der Covidtaskforce. «Wir müssen durch den Winter kommen, ohne dass das Virus ausser Kontrolle gerät.» Die Kantone sollten laut Thiel die Zahl der Kontakte möglichst minimieren. Weiter sorgten die Kantone gut gegen eine noch stärkere Ausbreitung des Virus vor, wenn sie Regeln für Aktivitäten mit physischen Kontakten, wie zum Beispiel Kontaktsportarten, vorgeben und an Arbeitsplätzen eine ständige Maskenpflicht einführen. «Die Beschränkungen sollen nur so weit gehen, dass die betroffenen Einrichtungen ihren Betrieb weiterhin aufrechterhalten können.» Allerdings habe die Schweiz in den letzten Wochen den Spielraum dafür verloren.
Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren (GDK), sagt: «Aufgrund der Entwicklung der vergangenen Tage ist anzunehmen, dass weitere Kantone zusätzliche Massnahmen beschliessen werden.» Angesichts der epidemiologischen Lage und der Engpässe beim Contacttracing stelle sich auch die Frage, ob Grossevents weiterhin bewilligt werden könnten. Laut Engelberger hat der Walliser Staatsrat mit einschneidenden Massnahmen reagiert. «Die im Wallis getroffenen Massnahmen können durchaus auch für andere Kantone zum Thema werden.»