Bund und Kantone wollen Freizeit statt Wirtschaft einschränken
BERN. Keine Schliessungen von Geschäften, dafür Freizeiteinschränkungen: Die Behörden wollen möglichst wenig Kosten verursachen.
Der Kanton Wallis kämpft mit harten Massnahmen gegen die Corona-pandemie: Seit gestern sind im Bergkanton das Feiern im Club, das Trainieren im Fitnesscenter oder das Fussballspielen im Verein nicht mehr möglich.
Ähnliche Regeln könnten bald auch im Rest der Schweiz gelten, denn Bund und Kantone verfolgen eine andere Strategie als im März: Während damals mit der Schliessung der Grenzen und der Läden auch die Wirtschaft stark eingeschränkt wurde, wollen sie jetzt vor allem beim Sozialleben ansetzen. Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), sagte dazu gestern: «Wir wollen, dass die Wirtschaft, die Bildung und das Leben weitergehen können.» Und weiter sagte Engelberger: «Wir müssen aber bereit sein, im Freizeitverhalten Verzicht zu üben und Einschränkungen hinzunehmen.»
Einen Lockdown oder einen Mini-lockdown wolle man nicht, sagte Engelberger. Stattdessen sprach er von einem «Slowdown». Konkret rät die GDK betroffenen Kantonen zu Massnahmen wie im Wallis: Beschränkung von Personenansammlungen im öffentlichen Raum, Einschränkungen von Freizeit- und Tanzveranstaltungen und Sportaktivitäten sowie strengere Regeln in Restaurants und Discos. Verschärfungen der Massnahmen auf Kantonsebene seien in den nächsten Tagen zu erwarten.
«Für das persönliche Wohlbefinden der Menschen ist das Herunterfahren von Freizeitund Sportaktivitäten natürlich schlecht», sagt Katja Rost, Soziologin an der Universität Zürich. Es verursache aber geringere Kosten, als die meisten Unternehmen und Läden zu schliessen.