«Die Schweiz hat eingesehen, dass sie keine Insel ist»
Epidemiologen begrüssen die neuen Massnahmen des Bundes.
Jan Fehr, Professor und Leiter des Departements Public & Global Health an der Universität Zürich, und Nicole Probsthensch, Leiterin des Departements Epidemiologie und Public Health am Swiss TPH, nehmen Stellung.
■ Zum Ende des Schweizer «Sonderwegs»
Jan Fehr: Die Schweiz hat eingesehen, dass sie keine Insel ist. Das war ein Entscheid, der nötig war. Wir können hoffen, dass er ausreicht, um die Situation in den Griff zu bekommen.
Nicole Probst-hensch: Wir haben jetzt zwei Impfstoffe und müssen unsere Ressourcen darauf konzentrieren. Der Lockdown kann dabei helfen.
■ Zu den bisherigen Entscheiden
Probst: Ich stehe hinter dem bisherigen Weg des Bundesrats. Auch wenn ich die vielen Todesfälle auf keinen Fall verharmlosen möchte: Wir konnten die Bevölkerung nicht monatelang einsperren.
■ Zur mutierten Virusvariante
Probst: Die Massnahmen werden uns hoffentlich Zeit verschaffen, um alle Menschen zu impfen, die das wollen.
Fehr: Studien deuten darauf hin, dass die bekannten Mutationen keinen Einfluss auf die Impfung haben.
■ Zu den Schulen
Probst: Es ist richtig, dass die Schulen nicht geschlossen werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, wie gross die dadurch entstehenden Belastungen für Familien sein können.
Fehr: Die Kinder scheinen nach jetzigem Wissensstand nicht die Treiber dieser Pandemie zu sein, wie auch unsere Studie «Ciao Corona» zeigte.
■ Zu den kommenden Monaten
Probst: Die Impfkampagnen sind gut angelaufen. Es ist klar, dass wir auch im Sommer noch Infektionen haben werden und nicht einfach zurück zur Normalität gehen können.
Fehr: Die Impfungen sind ein logistisches Megaprojekt. Es braucht Ressourcen, Impfstoff und schlicht die nötige Zeit. Wir werden noch monatelang mit Einschränkungen leben müssen.