20 Minuten - Bern

«Die Schweiz hat eingesehen, dass sie keine Insel ist»

Epidemiolo­gen begrüssen die neuen Massnahmen des Bundes.

- DANIEL GRAF

Jan Fehr, Professor und Leiter des Departemen­ts Public & Global Health an der Universitä­t Zürich, und Nicole Probsthens­ch, Leiterin des Departemen­ts Epidemiolo­gie und Public Health am Swiss TPH, nehmen Stellung.

■ Zum Ende des Schweizer «Sonderwegs»

Jan Fehr: Die Schweiz hat eingesehen, dass sie keine Insel ist. Das war ein Entscheid, der nötig war. Wir können hoffen, dass er ausreicht, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Nicole Probst-hensch: Wir haben jetzt zwei Impfstoffe und müssen unsere Ressourcen darauf konzentrie­ren. Der Lockdown kann dabei helfen.

■ Zu den bisherigen Entscheide­n

Probst: Ich stehe hinter dem bisherigen Weg des Bundesrats. Auch wenn ich die vielen Todesfälle auf keinen Fall verharmlos­en möchte: Wir konnten die Bevölkerun­g nicht monatelang einsperren.

■ Zur mutierten Virusvaria­nte

Probst: Die Massnahmen werden uns hoffentlic­h Zeit verschaffe­n, um alle Menschen zu impfen, die das wollen.

Fehr: Studien deuten darauf hin, dass die bekannten Mutationen keinen Einfluss auf die Impfung haben.

■ Zu den Schulen

Probst: Es ist richtig, dass die Schulen nicht geschlosse­n werden. Die Erfahrunge­n haben gezeigt, wie gross die dadurch entstehend­en Belastunge­n für Familien sein können.

Fehr: Die Kinder scheinen nach jetzigem Wissenssta­nd nicht die Treiber dieser Pandemie zu sein, wie auch unsere Studie «Ciao Corona» zeigte.

■ Zu den kommenden Monaten

Probst: Die Impfkampag­nen sind gut angelaufen. Es ist klar, dass wir auch im Sommer noch Infektione­n haben werden und nicht einfach zurück zur Normalität gehen können.

Fehr: Die Impfungen sind ein logistisch­es Megaprojek­t. Es braucht Ressourcen, Impfstoff und schlicht die nötige Zeit. Wir werden noch monatelang mit Einschränk­ungen leben müssen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland