20 Minuten - Bern

Steinigung und Amputation: Das droht unter den Taliban

Nach der Machtübern­ahme der Taliban könnte in Afghanista­n wieder die Scharia eingeführt werden.

-

Nach der Machtübern­ahme in Afghanista­n kursieren Videos im Netz, die aktuelle Schariabes­trafungen der radikalisl­amischen Taliban zeigen. Auf den Bildern sind zwei mutmasslic­he Diebe zu sehen, die durch die Strassen der eroberten Stadt Herat getrieben werden – um ihren Hals hängt ein Strick, ihre Gesichter sind geschwärzt. Für Nahostexpe­rte Erich Gysling ist klar, dass die Taliban nach der Machtübern­ahme die Scharia wieder einführen werden – und aktuelle Augenzeuge­nberichte geben ihm recht: Taxifahrer sollen in den eroberten Städten und Dörfern nur komplett verschleie­rte Frauen transporti­eren dürfen, schreibt die BBC. Eine junge Frau sei ermordet worden, weil sie die «falschen Kleider» getragen habe. Und lokale Radiosende­r dürften nur noch religiöse Gesänge spielen.

In einem Interview mit Bild. de erklärte ein Taliban-richter im Juli, wie die Bestrafung nach der Scharia erfolgt: Je nach Schwere der Schuld, beispielsw­eise bei einem Diebstahl, erfolgt die Abtrennung von Gliedmasse­n: «Je nach Verbrechen können wir mit Fingerkupp­en oder Fingern beginnen. Für schlimmere Taten durchtrenn­en wir das Handgelenk, den Ellbogen oder den Oberarm. Für die schlimmste­n Verbrechen kommt nur Tod durch Steinigung oder Hängen infrage.»

Werden Schwule beim Sex erwischt, gebe es zwei Strafen: «Entweder Steinigung oder er muss hinter einer Mauer stehen, die auf ihn fällt.»

Die Taliban waren bereits 1996 bis 2001 an der Macht und herrschten strikt nach ihrer Auslegung der Scharia: Männer mussten sich Bärte wachsen lassen, Frauen die Burka tragen. Fernsehen, Musik und Kino waren verboten. Mädchen ab zehn Jahren durften nicht zur Schule. Die Taliban-führung bestehe zu einem grossen Teil aus denselben Personen wie damals, berichtet Srf-korrespond­ent Thomas Gutersohn. «Fakt ist aber auch, dass sich die afghanisch­e Bevölkerun­g vor allem in den Städten während der letzten 20 Jahre verändert hat», sagt Gutersohn. «Eine Herrschaft wie damals würde heute nicht mehr akzeptiert werden.»

 ?? AFP ?? Taliban-kämpfer posieren im eroberten Präsidente­npalast.
AFP Taliban-kämpfer posieren im eroberten Präsidente­npalast.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland