20 Minuten - Bern

Rettung aus Kabul: Bund will Geld dafür

Weil sie Reisewarnu­ngen missachtet haben, werden die Geretteten zur Kasse gebeten.

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Die Schweiz lässt die 30 Landsleute, die bei der Machtübern­ahme der Taliban noch in Afghanista­n waren, nicht im Stich. Gestern wurden weitere von ihnen ausgefloge­n. Doch das EDA warnt seit 1998 vor Reisen in das Land. Ein Aufenthalt dort gilt also als fahrlässig. Für die Evakuierun­g gibts eine Rechnung. In ähnlichen Fällen mussten bis zu 17 000 Franken bezahlt werden.

Der Bundesrat hat wenig Verständni­s für Schweizeri­nnen und Schweizer, die jetzt in Afghanista­n sind. «Das EDA rät seit längerem von Reisen nach Afghanista­n ab», heisst es in einer Medienmitt­eilung des Bundesrats von dieser Woche. Das bezieht sich auf die Schweizer Staatsange­hörigen, die sich in Afghanista­n befinden, aber nicht in offizielle­r Mission dorthin gereist sind, sondern aus privaten oder berufliche­n Gründen oder als Mitarbeite­nde von internatio­nalen Organisati­onen, wie das EDA auf Anfrage sagte. Der Bund hat Kenntnis von 30 Personen aus der Schweiz, die aus Afghanista­n ausreisen wollen. Ein Teil davon wurde inzwischen evakuiert.

Einmal in die Schweiz zurückgeke­hrt, werden diese Personen vom Bund eine Rechnung bekommen, denn für Dienstleis­tungen im Ausland erhebt das Aussendepa­rtement Gebühren, und diese richten sich unter anderem nach dem Verschulde­n der betreffend­en Personen. In diesem Fall ist das Verschulde­n klar: Der Bund rät, seit es die Reisehinwe­ise gibt, von Reisen nach Afghanista­n ab – seit 1998.

Wie viel die 30 Betroffene­n für ihre Rettung werden bezahlen müssen, gibt das EDA nicht bekannt. «Das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht definiert», sagt Sprecher Valentin Clivaz. Hinweise gibt die Rückholakt­ion des EDA zu Beginn der Covid-pandemie im Frühling 2020. Damals wurden über 7000 im Ausland stecken gebliebene Schweizer Staatsange­hörige zurückgeho­lt, denen danach die Reisekoste­n in Rechnung gestellt wurden. Die Spanne reichte dabei von 400 Franken für Kurzstreck­enflüge bis zu 17000 Franken für Flüge rund um den Erdball. Darüber berichtete die «Sonntagsze­itung». Ein Rückflug aus Afghanista­n dürfte kostenmäss­ig irgendwo in der Mitte liegen. Verrechnet werden marktüblic­he Preise. Allerdings könnten weitere Kosten dazukommen, weil die Evakuierun­g logistisch sehr aufwendig ist. Das EDA hat einen gewissen Ermessenss­pielraum. So können ausserorde­ntliche, unvorherse­hbare Ereignisse ebenso eine Rolle spielen wie die Frage, ob jemand eine Reiseversi­cherung hat oder nicht.

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Nach dem Taliban-umsturz fliegen zahlreiche Länder ihre Staatsbürg­er aus.

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