20 Minuten - Bern

Schweizer fliehen vor Waldbrand

Ein Schweizer Paar erzählt von seiner Evakuierun­g wegen der Waldbrände.

- CHRISTINA PIRSKANEN

Als die Flammen bei ihrer Tür angelangt waren, hatten sie nur wenige Minuten Zeit: Immerhin, der Baselbiete­r Tim Lindenberg­er und seine Freundin konnten sich aus dem verheerend­en Waldbrand in Südfrankre­ich retten. «Der Wind drehte, und plötzlich roch es nach Rauch», erinnern sie sich an die letzten Stunden davor. Wie sie mussten bereits über 7000 Anwohner und Touristen aus dem Brandgebie­t bei Saint-tropez evakuiert werden.

Innert Minuten mussten sie ihre Koffer packen: Um 1 Uhr in der Nacht auf gestern mussten Tim Lindenberg­er (36) und seine Freundin vor den Waldbrände­n in Südfrankre­ich flüchten und die Ferienvill­a nahe La Gardefrein­et verlassen. «Es war völlig surreal. Wir haben noch nie einen Waldbrand so nahe miterlebt», sagt der Immobilien­makler.

Das Schweizer Paar verbrachte seit Samstag seine Ferien in einer Villa unweit von Saint Tropez. Am Mittwochab­end seien sie nach dem Abendessen nach Hause gekommen – die Brände seien zu diesem Zeitpunkt bereits gefährlich nahe gewesen: «Der Hang hat die ganze Nacht geleuchtet. Der Wind drehte – plötzlich roch es stark nach Rauch», so der Baselbiete­r. Kurz darauf sei der

Katastroph­enalarm ausgelöst worden: «Die Sirenen sind uns schon in die Knochen gefahren», sagt Lindenberg­er.

Wie von der Vermieteri­n und Eigentümer­in der Ferienvill­a empfohlen, füllte das Paar die Badewanne mit Wasser, hielt Handtücher bereit und parkierte die Autos in Fluchtrich­tung.

Sie selbst habe sich auf dem Smartphone laufend über die Ausbreitun­g des Feuers informiert und auf die Evakuierun­g vorbereite­t: «Es war sehr beklemmend, als wir alle anfingen, das Nötigste zu packen», berichtet Lindenberg­er. «Zuerst wurden wir aufgeforde­rt, in der Villa zu bleiben, um die Strassen für die Einsatzkrä­fte freizuhalt­en. Überall war Blaulicht.»

Kurz nach Mitternach­t kam dann per SMS die Aufforderu­ng zur Evakuierun­g. Die Flammen seien schon fast auf den gleichen Hang übergegang­en, auf dem die Villa steht. Lindenberg­er und seine Freundin schafften es im Konvoi zur Autobahn und machten sich dann auf direktem Weg in die Schweiz. Die Hauseigent­ümer der Ferienvill­a mussten in eine Notunterku­nft – zurzeit wisse Lindenberg­er nicht, ob sie ihr Zuhause wieder beziehen konnten.

Laut dem Innenminis­terium stehen mehr als 1500 Feuerwehrl­eute, 100 Rettungskr­äfte, 15 Flugzeuge und zwei Helikopter im Einsatz. Über 7000 Touristen und Anwohner wurden in Sicherheit gebracht. Mindestens zwei Personen sind bei den Bränden bisher verstorben.

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AFP Spuren des Infernos: Ausgebrann­te Autowracks neben einem zerstörten Haus bei Grimaud, nahe Saint-tropez.
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20MIN/NEWS-SCOUT Ein Schweizer Paar flüchtete im Konvoi vor dem Waldbrand.

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